Karibik Juli-August 2014

Nach einem erholsamen Wochenende in Petit St. Vincent machten wir uns am Montag, 23. Juni 2014 auf den Weg nach Carriacou, eine Insel die zu Grenada gehört. Bei der Ankunft bei der Immigration wurde uns als erstes eine Standpauke gehalten. Die Ein- und Ausreiseszenarien laufen grundsätzlich auf allen Inseln nach dem gleichen Schema ab. Wenn man sich an einen Ort abgemeldet hat, muss man innerhalb der nächsten 24 Stunden das Land verlassen. Da wir aber wissen, dass an Wochenenden ein Zuschlag auferlegt wird, entschieden wir uns am Freitag in Union Island auszuklarieren und das Wochenende in Petit St. Vincent (gehört zu Union Island) zu verbringen und erst am Montag nach Carriacou zu segeln. Selbstverständlich bemerkten die Beamten der Immigration schnell, dass mehr als 2 Tage Differenz zwischen dem letzten ausklarieren und dem jetzigen einklarieren betrug und das bei einer Distanz von ca. 8 Seemeilen was in ungefähr 2 Stunden zu schaffen ist. Beinahe mit erhobenem Zeigefinger wurde uns höflich aber bestimmt mitgeteilt, dass bei einer Kontrolle eine Busse bis zu 5000 US$ hätte auf uns zukommen können. Ups… aber manchmal muss man eben etwas riskieren und Glück haben!

Nach dem einklarieren hievten wir den Anker und entschlossen uns bei der vorgelagerten Insel Sandy Island vor Anker zu gehen. Eine tolle unbewohnte kleine Insel aus Sand (daher wohl auch der Name) und Palmen. Leider sagte der Wetterbericht wiedermal ziemlich Wind voraus und so blieben wir nur eine Nacht und segelten nächsten Tag in die nahegelegene jedoch besser geschützte Tyrell Bay. Diese war auf den ersten Blick schon gut besucht. Trotzdem fanden wir noch ein Plätzchen zum Ankern. Allerdings relativ weit weg vom Ufer. Die nächsten 5 Tage verbrachten wir dort, erkundeten einen Teil der Inselmit einem Taxi und trafen einige Segler im bekannten Lazy Turtle Restaurant. Da es dort die wahrscheinlich besten Pizzas der Insel gibt, feierten wir Pits Geburtstag dort. Ein absolut gelungener Abend den wir dann mit einer Trommel-Session der besonderen Art beendeten.

Übrigens hatten wir in der Tyrell Bay mal wieder Glück im Unglück. Morgens nach der zweiten oder dritten Nacht dünkte es uns, die Tamango Love hätte sich irgendwie nach hinten versetzt. Um der Vermutung Abhilfe zu schaffen gab es nur eines: Taucherbrille, Schnorchel und Flossen montieren und nachschauen. Und tatsächlich hatten wir uns mindestens 10 bis 15 Meter nach hinten verschoben obwohl wir bei einer Tiefe von 6 Meter 45 Meter Kette gesteckt hatten und Heinz den Anker abtauchte. Wir konnten uns das nur so erklären, dass ein Katamaran, der nach uns eintraf, seine Kette oder den Anker über unseren warf. Da der Katamaran vor uns auch wieder ging, muss er wohl unseren Anker irgendwie ausgegraben oder gelockert haben. Glücklicherweise grub sich unser Anker selbständig wieder ein bevor wir ein anderes Schiff beschädigten

Am 29. Juni 2014 um 06.10 Uhr wurde der Anker in der Tyrell Bay gelichtet und wir machten uns auf den Weg nach Grenada. Nach knapp 30 Seemeilen Bilderbuchsegeln trafen wir bereits um die Mittagszeit in Moliniere, Grenada ein. Schon als wir die Nordwestseite erreichten, waren wir von der Vegetation begeistert. Grenada empfing uns mit satten und saftigen grünen Bergen. Eine wohltat für unsere Augen. Die letzten paar Inseln waren nun Ende Trockenzeit doch ziemlich braun und dürr.  

Unser erster Ankerplatz gehörte zu einem Naturschutzpark und so machten wir an einer entsprechenden Boje fest. Nach einer kurzen Mittagspause zog es uns dann ins Wasser. Von Hedwig und Pit erfuhren wir, dass es in der Nähe ein Unterwasser-Skulpturenpark gab. Den wollten wir uns natürlich unbedingt anschauen. Ausgerüstet mit Taucherbrille, Schnorchel und Flossen machten wir uns zu viert mit dem Dinghi auf den Weg in die nahegelegene Bucht. Ebenfalls an einer Boje konnten wir das Beiboot festmachen und ab gings ins Wasser. Anfangs noch ein komisches Gefühl Lebensgrosse Statuen Unterwasser zu sehen, genossen wir dann die Suche nach den Skulpturen auf einer Fläche von 800 Quadratmetern. Und zu viert waren wir ziemlich erfolgreich.

 

Grenada ist bekannt als die Gewürzinsel der Karibik, es gibt diverse Rum Destillieren, die ehemalige 10vor10 Redaktionsleiterin Jana Caniga hat ein Hotel Resort mit Marina gebaut und vieles mehr. Dies wollten wir alles mit eigenen Augen sehen. Wir mieteten für 2 Tage ein Auto und erkundeten Grenada auf eigene Faust. Und es war wirklich eindrücklich. So besuchten wir Laura’s Spice and Herb Garden wo uns zu jeder Pflanze erklärt wurde, für welche Beschwerden diese eingesetzt werden kann. River Antoine’s Rum Distillery


wo nur Rum zwischen 60 und 75 Volumen% hergestellt wird (ganz schön starker Stoff!!!). Grenada Chocolate Company wo wir erfuhren wie die Cacao-Bohnen fermentiert und getrocknet werden bevor sie dann zu Schokolade weiter verarbeitet werden.


Fütterten Affen.


Besuchten das Le Phare Bleu Resort von Jana Caniga mit dem berühmten Feuerschiff Västra Banken


wo wir erfuhren, dass alle 2 Monate ein Dinghi-Konzert mit einheimischen Bands stattfindet. Dieser Event war dann auch sofort gebucht. An besagtem Tag verliesen wir den sicheren Hafen St. George und machten uns mit der Tamango Love auf den Weg nach Hog Island, eine Bucht im Süden von Grenada. Dies bedeute aber, dass wir ca. 5 Seemeilen gegen Wind und wahrscheinlich auch Wellen vor uns hatten. In Gedanken und voller Vorfreude bereits an diesem Dinghi-Konzert liessen wir uns aber nicht davon abhalten und machten uns auf den Weg. Die letzten 5 Seemeilen wurden dann auch zur Geduldsprobe. Kaum hatten wir das Südwestkap umrundet, wurde es ungemütlich. Relativ schnell entschieden wir uns deshalb die Segel rein zu holen und den Motor zu starten. Ungemütliche 2 Stunden lang stampften wir durch die Wellen bevor wir durch eine Riffpassage nach Hog Island gelangten wo wir gut geschützt vor Anker gingen.


Um 15 Uhr machten wir uns zusammen mit Hedwig und Pit und deren Dinghi auf den Weg zum ca. 2 Kilometer entfernten Dinghi-Konzert. Pitschnass erreichten wir das Konzert-Schiff mit den zwei Flössen wo das ganze stattfand. Was für ein Spektakel und welch geniale Idee. Mitten im Wasser steht ein Schiff welches links und rechts von einem Floss gehalten wird. Auf dem Schiff selbst spielt die Band. Auf den Flössen stehen Party-Tische und -Bänke für Besucher ohne Dinghi und eine Bar. Diejenigen, die mit dem Dinghi kommen, machen jeweils am Vordermann fest. Will jemand zur Bar steigt er über alle vor ihm liegenden Beiboote. Bereits um 18.00 Uhr ist alles vorbei. Scheinbar muss der Event vor Dunkelheit beendet sein – zur Sicherheit der Dinghi-Fahrer. Wir entschieden uns für ein Abendessen in der Le Phare Bleu Marina und machten uns bei Mondschein auf den Rückweg.


Wir verbrachten mehr als 10 Tage auf Hog Island. Wieso? Es ist ein Ort wo sich Langfahrten-Segler oder ‚gestrandete‘ treffen und gut organisiert sind. So gibt es immer um 07.30 Uhr ein sogenanntes ‚Cruiser Net‘ über Funk wo Neuankömmlinge begrüsst oder Weiterziehende verabschiedet werden. Des Weiteren werden der Wetterbericht und das aktuelle Wochenprogramm verkündet. So weiss jedermann wo z.B. der nächste Musik Event, Pizza zum halben Preis oder Chicken Essen stattfindet. Sogar eine Art Flohmarkt wird über den Funk betrieben. Hat jemand etwas zu Verkaufen oder zu Verschenken oder wenn jemand etwas braucht kann man sich über Funk melden. So entsteht eine tolle Gemeinschaft. Wir trafen Segler, die schon 4 Jahre dort vor Anker lagen. OK dies war eher die Ausnahme. Aber es war ein Ort zum Wohlfühlen. Trotzdem hatten wir ein anderes Ziel.

Am 17. Juli 2014 machten wir uns um ca. 14.00 Uhr auf den Weg nach Trinidad. Der Wetterbericht versprach angenehme Wetterbedingungen und die knapp 84 Seemeilen wollten wir mal wieder über Nacht hinter uns lassen, damit wir bei Tagesanbruch in Trinidad eintrafen. Kaum vom geschützten Riff in den offenen Atlantik gekommen, schlug uns eine ziemlich mühsame Welle entgegen und der Wind blies Stolz um die 25 Knoten. Schnell zogen wir die Segel hoch damit das ungemütliche Einschlagen in die Wellen durch die Motorenführung aufhörte. Während der Überfahrt passierten wir nachts und bei regem Verkehr zwei venezuelische Oel- bzw. Gasplattformen welche wie ein reichlich geschmückter Weihnachtsbaum beleuchtet waren – faszinierend! Bei Tagesanbruch und nach 18 Stunden erreichten wir Trinidad. Wiederum eine unglaublich grüne Insel. Den Grund dafür wurde uns kurz nach dem festmachen an einer Boje bewusst. Wir wurden von heftigen Regengüssen begrüsst. Deshalb entschieden wir uns erst mal noch eine Mütze Schlaf zu nehmen bevor wir uns auf den Weg zur Immigration und Zoll machten. Die Bucht von Chaguaramas war nicht gerade das was man oder wir unter Karibik vorstellten. Eine Industriebucht mit braunem und schmutzigem Wasser und unglaublich vielem Müll, der im Wasser schwimmt! Igitt, igitt und hier sollen wir die nächsten Wochen bzw. Monate zweck Unterhaltsarbeiten bleiben? Das sind ja tolle Aussichten. Nun gut – unseren Liegeplatz in der Marina hatten wir erst für zwei Wochen reserviert. Wir entschieden uns deshalb in eine nahegelegene Bucht zu fahren. Scotland Bay erwies sich dann leider auch nicht wirklich als der Knüller was die Wasserqualität anbelangte. Es war ebenfalls braun und der Strand absolut zugemüllt von den Einheimischen, die am Wochenende Party machten. Ebbe und Flut taten ihr übriges. Schade! Denn die Ausflüge in den Regenwald waren überwältigend.


Und so blieben wir eine Woche dort und wurden mal wieder vom Zoll kontrolliert. Es war mal wieder ein regnerischer Tag (es regnet wirklich viel in Trinidad) und so gönnte sich Heinz ein Nickerchen und Yvonne las im Salon. Plötzlich vernahm Yvonne Stimmen, die sehr nahe am Schiff sein mussten. Ein Blick nach draussen ergab, dass ein Schiff der Zollbehörde bereits an unserer Tamango Love festgemacht hatte. So leise, das wir nichts mitbekamen. Irgendwie unheimlich! Wie auch immer. Die Zollbehörde wolle alle Personen auf dem Schiff sehen, die Pässe und die Einklarierungspapiere. War ja alles kein Problem, denn wir hatten ja gesetzesmässig einklariert. Es wurden noch ein paar Fragen gestellt wie z.B. ob wir Waffen an Bord hätten, wieso und wie lange wir in Trinidad sein werden (als ob das nicht auf den Papieren stehen würde) und welchen Beruf wir ausüben würden. Bei der letzte Frage antworteten wir natürlich wahrheitsgetreu, dass wir nicht mehr arbeiten sondern auf dem Schiff wohnen. Und schon kam die Neugierige Rückfrage wie man sowas finanziere. Nun ja bei der Antwort das Heinz Kellner war und ich im Büro arbeitete und wir viel gespart hätten in den letzten zehn Jahren, antwortete der Zöllner prompt er müsse wohl auch in die Schweiz um zu arbeiten! Wir konnten ihm diese Antwort nicht verübeln. Wie auch immer. Die Kontrolle war wahrscheinlich auch gerechtfertigt. Trinidad grenzt an Venezuela und scheinbar soll der Schmuggel noch sehr aktiv betrieben werden.

Aufgrund von zuneige gehenden Lebensmitteln kehrten wir nach einer Woche Scotland Bay zurück nach Chaguaramas. Leider war bei der Rückkehr keine Boje zum Festmachen frei. Nun gab es zwei Möglichkeiten: entweder wir ankerten relativ weit weg vom Land oder aber wir fragten unsere Marina an ob wir bereits eine Woche früher als geplant am Dock anlegen dürfen. Das Dock war mehr oder weniger leer und so entschieden wir uns für das Dock. Ziemlich schnell bemerkten wir, dass der Platz am Dock ziemlich ungemütlich war. Der Diesel und das Benzin ist in Trinidad sehr günstig und deshalb leisten sich viele Trinidader ein Power Boot. Diese wiederum verführen verständlicherweise zum schnellen Fahren, welches andererseits leider Wellen verursacht. Diese Wellen wiederum schlagen unser am Dock befestigtes Schiff aufs übelste. Einmal schlugen wir sogar mit dem Klüver voll auf was natürlich ein Lackschaden verursachte. Grrr…. Dies bewog uns dazu alle Arbeiten, die auf dem Wasser durchzuführen waren wie z.B. Reparatur des Wassermachers, Service am Generator, Teakdeck reinigen und das übelste allen Übels den Fäkalientank reinigen, speditiv abzuarbeiten um früher als geplant die Tamango Love an Land zu stellen. Nach Rücksprache mit der Marina konnten wir den Haul-Out Termin glücklicherweise ganze 8 Tage vorziehen.

 

Dies wiederum wirkte sich positiv auf die nachfolgenden Arbeiten aus. So konnten wir bereits das Unterwasser soweit vorbereiten, dass wir bei unserer Rückkehr aus der Schweiz nur noch zwei Schichten Antifouling auftragen müssen und wir uns eingehend mit diversen Holzlackierarbeiten befassen können.


Das tolle in Trinidad bzw. Chaguaramas ist, dass sehr viele Segler die Hurrican-Season dort verbringen und ihr Schiff für die neue Saison wieder aufrüsten. So trafen wir einige bereits bekannte Gesichter und lernten auch viele neue Kennen. Es gibt dort sogar sowas wie eine ‚Deutschsprechende Gemeinschaft‘, die sich jeweils am Dienstag zum Feierabendbier und am Sonntag zum Grillieren trifft. Der Austausch unter Seglern ist wirklich interessant ebenso die verschiedenen Charaktere.

Wie ihr seht, langweilig wird es uns nicht in Trinidad. Aber im Moment geniessen wir die verbleibende Zeit in der Schweiz – abgesehen vom eher kalten Wetter – und die Treffen mit unseren Freunden und Familien. Am 21. September 2014 geht es dann wieder zurück und wir hoffen natürlich, dass der Regen in Trinidad nicht mehr sooft vorherrscht wie vor unserer Abreise. Aber wir nehmen es wie es kommt…

Es gibt wieder neue Fotos unter  http://www.tamango.ch/fotos