Mittelamerika Juni - August 2015

Kaum hatten wir den letzten Blog gepostet, meldete sich ein ziemlicher Sturm für das Wochenende an. Anfangs prognostizierten die Wetterfrösche ca. 30 – 35 Knoten Wind. Wir hatten zwei Anker ausgelegt und fühlten uns ziemlich sicher. Am Mittwochabend ankerte ein Spanier ziemlich nahe bei uns, obwohl rundherum genügend Platz war. Nach mehrmaligem Zurufen parkierte dieser dann um. Nicht wirklich viel weiter weg und deshalb platzierten wir auf der rechten Seite einige Fender im Falle sein Anker nicht halten sollte. Schliesslich wussten wir, dass ziemlich viel Wind aufkommen würde und der Ankergrund sehr schlecht ist. Und auf einen Zusammenstoss mit Schaden hatten wir keine Lust. Am Donnerstagmorgen begrüsste uns dann um ca. 07.30 Uhr eine heftige Regenfront mit bis zu knapp 40 Knoten Wind. Relativ schnell baute sich auch eine Welle auf und Schwupps waren WIR (und nicht der Spanier!) wieder am slippen, und dass mit ZWEI Anker! Es half alles nichts. Regenjacke an und raus in Wind und Regen. Wir hatten Mühe die beiden Anker zu lichten. Der Wind trieb uns immer wieder ab. Nach einer guten Stunde war dann das Gröbste vorbei und so suchten wir einen neuen Platz und überlegten was wir nun tun sollen. Irgendwie ahnten wir, dass dies nur die Vorstufe dessen war, was am Wochenende kommen sollte. Schliesslich waren nur 20 – 25 Knoten angesagt und nicht 40 in Böen. Wir entschieden uns, in eine Marina zu fahren und das Wochenende sicher an einem Dock zu verbringen. Peter folgte uns, ankerte aber hinter der Marina im sogenannten ‚Hurricane Hole‘. Damit auch nichts kaputt gehen konnte, nahmen wir das Sonnendach weg, den Cockpit-Tisch verstauten wir im Schiff und die Anlegeleinen und Positionen der Fender wurden mehrmals geprüft. Der Freitag war noch einigermassen trocken aber irgendwann nachts fingen der Sturm und der Regen an zu wüten. Zwei volle Tage goss es ununterbrochen wie aus Kübeln und wir hatten Wind-Spitzengeschwindigkeiten von bis zu ca. 50 Knoten (über 90 Km/h)! Wir fanden, die 60 USD pro Nacht waren gut angelegt.

  

Unser Blick ging des Öfteren nach draussen um zu sehen ob Peter mit seiner ‚Pura Vida‘ noch an seinem Platz lag. Wie ein Fels in der Brandung trotzten die zwei Wind und Regen. Ein zweites vor Anker liegendes Segelboot hatte nicht so viel Glück. Am Sonntagnachmittag machte sich das Boot selbständig. Nun ja, weit gekommen ist es zum Glück nicht. Nach etwa 100 Metern ist es im Morast stecken geblieben. Sobald der Wind ein bisschen nachliess, eilten zwei Typen mit einem gut motorisierten Boot zu Hilfe und bugsierten das Segelboot aus dem Schlamm und an einen Steg. Es ist immer wieder schön zu sehen, dass es doch noch ‚Nachbarschaftshilfe‘ gibt. Nach zwei Tagen war das gröbste durchgestanden. Unser Dinghi war bis obenhin voll mit Wasser. Aber es schwamm noch – zum Glück. Denn der Motor hing noch dran. Und der wäre über ein Salzwasserbad sicherlich nicht erfreut gewesen. Am Dienstag verliessen wir die Marina wieder.


Was bei uns als ‚disorganized thunderstorms‘ (unvorhersehbare Gewitter) prognostiziert wurde, entpuppte sich als Tropensturm ‚Bill‘, der durch Texas und Oklahoma wütete.

Seither liegen wir wieder vor Anker in der Bucht bei Isla Mujeres und haben wieder einige Arbeiten und Reparaturen erledigt, die auf unserer TO-DO-Liste standen und einige mehr. Hier ein Auszug aus der Liste:

 Flaggenschein

  • Flaggenschein erneuern
  • Service der Rettungsinsel
  • Service Feuerlöscher

 Lackierarbeiten

  • Cockpit-Umrandung lackieren
  • Grossmastumrandung lackieren
  • Doradenlüfter lackieren
  • Salonfenster lackieren
  • Zarge beim Bugfenster und Eignerkabine lackieren
  • Brett für Aussenborder lackieren

 Entrosten und Malen

  • Diverse Stellen auf Deck
  • Diverse Stellen bei Badeplattform
  • Bilge Bad
  • Diverse Stellen im Schiffsinnern

Leider waren die Lackierarbeiten, die wir im Oktober in Trinidad gemacht haben nicht sehr gut ausgeführt worden. Teilweise blätterte der Lack. Entweder liegt es an der extremen Sonneneinstrahlung hier in der Karibik oder wir hatten zu wenig Lack aufgetragen. Wir tippen auf eine Kombination von beidem. Kurzerhand wurde die Tamango Love wieder einmal zur Baustelle umfunktioniert.

      

Das Wetter meinte es gut mit uns. Regen war für die nächsten Tage nicht angesagt und so spannten wir eine Blache über das Deckshaus, wo wir dann die lackierten Teile trocknen lassen konnten. Inzwischen können wir sagen, dass wir langsam aber sicher halbe Handwerker geworden sind. Schleifen und lackieren, entrosten und den Stahl behandeln, malen oder abdichten mit Silikon gehen ganz gut von der Hand. Auch was die Elektrik angeht, ist Heinz kein Anfänger mehr. So repariert er Wasserkocher, Lampen, Pumpen etc. selber wo wir vor 2 Jahren eher etwas weggeworfen hätten als den Versuch gestartet es zu flicken.

     

Damit wir unseren Generator nicht mehr so häufig anstellen müssen, haben wir uns ein zusätzliches Solar Panel gekauft mit 150 Watt Leistung. Ziel ist es, den Generator nur noch anzumachen um die Waschmaschine und den Wassermacher laufen zu lassen. Die nahe Zukunft wird uns zeigen ob das so klappt wie wir uns das vorgestellt haben. Das alte 80 Watt Solar Panel haben wir soweit umfunktioniert, dass wir dieses an einen 12 Volt Stecker hängen können und somit jeweils der Sonne zugewandt aufstellen können.

    

Die letzten paar Wochen sind nur so dahin gezogen, ohne dass wir sehr viel unternommen hätten. Aber es gab auch immer irgendetwas zu tun auf dem Schiff. Wie auch immer - an einem Sonntag lichtete Peter seinen Anker und wir fuhren hinaus zum Segeln bzw. zum Fischen. Die Stunden strichen dahin, ohne Erfolg bzw. wir mussten die Hacken immer wieder vom Seegras befreien. Wir hatten die Hoffnung schon fast aufgegeben, als dann doch noch ein Fisch anbiss. Es war ein in diesem Gebiet eher seltener ‚Almaco Jack‘ (in Deutsch: Augenstreifen-Bernsteinmakrele oder Lateinisch: Seriola rivoliana). Gefangen, gesäubert und mit viel Knoblauch und Butter auf den Grill geworfen, war dieser ein absolutes Festessen! Frischer geht es wohl kaum!

  

Ab und zu sind wir auch spontan! So haben wir uns in einem Tauchshop über dessen Tauchgänge informiert und haben dann gleich für den nächsten Tag gebucht. Unter dem Motto: Adventure Dive sollte es zu einem Schiffswrack gehen das auf ca. 25 Meter liegt und an ein Riff in ca. 16 Metern Tiefe. Beides Drift Dives. Zu erwähnen ist, dass hier um Isla Mujeres und Cancun die Strömungen bis zu 4 Knoten betragen können. Wir wurden instruiert wie, wo und was wir machen, welche Fische zu erwarten sind etc. Als wir am geplanten Ort des Schiffswracks eintrafen, wurde festgestellt, dass es fast keine Strömung hatte. Glück für uns. So war es einfacher und gemütlicher. Auch hier fanden wir eine wunderschöne Unterwasserwelt vor. Das Schiff wurde von diversen Fischen als deren zu Hause genutzt. So sahen wir riesige Franzosen Kaiserfische, Feuerfische und wunderschöne grosse Adlerrochen! Beim zweiten Tauchgang am Riff gab es Hummer, Muränen und Fische und Korallen in den verschiedensten Farben und Formen. Tauchen ist jedesmal ein absolutes Erlebnis!

    

In ca. 2 Wochen sollte die gröbste Regenzeit und die höchste Wahrscheinlichkeit eines Hurricanes vorüber sein. Dann wollen wir ein Auto mieten und einen Teil von Mexiko mit den ganzen Maya Stätten, Urwald und scheinbar diversen wunderschönen Städtchen etc. besuchen. Ausserdem wollen wir unbedingt noch mit dem Schiff Richtung Belize wo es über 700 Inseln und 3 Aussenatolle zu erkunden gibt. Im November möchten wir nach Florida, wo wir noch unsere Rettungsinsel warten lassen müssen und Weihnachten wäre dann auf den Bahamas geplant, wo wir unsere Freunde Hedwig und Pit mit der St. Helena wahrscheinlich wieder treffen werden. Ja und wie geht es dann weiter. Obwohl wir einige Anfragen betreffend Verkauf unseres Schiffes haben, hat sich noch nichts Definitives ergeben. Fakt ist jedoch, dass alle Interessenten von Europa sind und deshalb haben wir uns entschieden 2016 wieder zurück ins Mittelmeer zu kommen. Also Leute, falls jemand Interesse an einer Atlantiküberquerung von Bermuda zu den Azoren (ca. 1800 sm bzw. ca. 15 Tage) hat und im April/Mai 2016 noch nichts vorhat, meldet euch bei uns. Wäre toll wenn wir noch 2 Crewmitglieder hätten. Wir freuen uns auf zahlreiches Interesse!  

Hasta luego y salud!