Karibik September-November 2014

Wie schnell doch 5 Wochen vergehen können! Kaum in der Schweiz angekommen, hiess es schon wieder abschied nehmen. Wir wurden oft gefragt, ob wir uns freuen wieder zurück zu fliegen oder ob wir lieber bleiben würden. Nun ja, einerseits war es wirklich eine tolle Zeit wieder im Vertrauten Umfeld zu sein. Alle seine Freunde und Familie um sich zu haben, schlafen zu gehen ohne Gedanken ob der Anker wohl hält, ohne schlechtes Gewissen täglich zu Duschen egal wie viel Wasser man braucht, zum Telefon zu greifen weil die Kosten erschwinglich sind etc. Auf der anderen Seite freuten wir uns aber auch wieder zu unserem Zuhause der Tamango Love zu gehen, um bald wieder unsere Reise in warmer Gegend mit schönem karibischem Wasser fortzusetzen.

Am 21. September 2014 war es dann soweit. Yvonnes Familie brachte uns zum Flughafen und nach einer herzlichen Verabschiedung auf unbestimmte Zeit fing unsere Odyssee nach Trinidad an. Mit einer Stunde Verspätung wegen technischer Probleme starteten wir unsere Reise um 18 Uhr nach London. Da wollten wir Übernachten und am nächsten Morgen weiter nach Trinidad fliegen. Kaum 20 Minuten in der Luft hörten wir über den Lautsprecher der British Airways: ‚This is your capitain speaking…‘ und das heisst ja bekanntlich nichts Gutes. So war es dann auch. Weil derselbe Defekt wie vor dem Start wieder auftrat, sollten wir lieber wieder zurück nach Zürich. Nun gut – so landeten wir auf der Notfallpiste in Zürich wo uns die Feuerwehr schon erwartete. Diese rissen die Türen des Flugzeuges auf und stürmten hinein. Finden konnte die aber nichts Aussergewöhnliches – zum Glück! Für uns hiess es nun Aussteigen das ganze Procedere wie wenn man vom Ausland kommt durchlaufen – sprich Passkontrolle und Abholung des Gepäcks – und dann zurück zum Check-in.


Dort waren gerade mal 2 Schalter offen für ca. 180 Passagiere. Personen mit Anschlussflug wurden zum Kundendienst der British Airways geschickt. Dazu gehörten auch wir. Die Warteschlange war schon enorm und die zwei Damen am Schalter gaben wirklich ihr bestes. Da unser Anschlussflug erst am nächsten Morgen um ca. 10 Uhr war nahmen wir das ganze gelassen. Wir dachten, irgendwie kommen wir heute sicher noch nach London oder dann spätestens am nächsten morgen früh. Wobei zu bemerken ist, dass wir noch von Heathrow nach Gatwick mussten. Wie dem auch sei – um ca. 22 Uhr kamen wir endlich an die Reihe. Flüge nach London gab es an dem Abend natürlich keine mehr. So wurden wir umgebucht für den nächsten Morgen um 7 Uhr mit der Swiss nach London und dann von dort um 10 Uhr via Barbados nach Trinidad. Das Gepäck konnten wir glücklicherweise noch am Swiss Schalter abgeben und so fuhren wir mit dem Hotel Shuttle ins Hotel Allegra in Kloten, wie übrigens einige andere von unserem Flieger auch. Dort angekommen, genehmigten wir uns erst mal ein, zwei Bierchen und etwas zu Essen. Alles auf Kosten von der Airline. Nach einer kurzen Nacht und einem reichhaltigen Frühstück machten wir uns auf den Weg zum Flughafen. Pünktlich flogen wir los und erreichten London Heathrow. Da wir wussten, dass die Zeit für den Flughafenwechsel knapp war, beeilten wir uns mit der Passkontrolle und steuerten schnellen Schrittes zur Gepäckausgabe. Geschlagene 45 Minuten mussten wir auf unser Gepäck warten weil das Förderband zeitweise defekt war und bevor irgendjemand endlich auf die Idee kam ein anderes Band zu nehmen. Mit Gepäck machten wir uns schnellstens auf die Suche nach dem richtigen Bus. Ticket gekauft, eingestiegen und losgefahren. Das war ein gutes Timing. Nun ja, leider gab es noch Stau auf dem Weg nach Gatwick und bis wir endlich eintrafen, war das Gate bereits zu! Es war nicht zu fassen! Wieder mussten wir beim Kundendienst-Schalter anstehen und unser Problem erklären. Leider gab es an diesem Tag keine Möglichkeit mehr nach Trinidad zu kommen. Also mussten wir schon wieder am Flughafen übernachten. Von British Airways erhielten wir einen Voucher fürs Übernachten, Mittagessen, Abendessen und Frühstück. Wir nahmen es gelassen. Grundsätzlich waren wir ja nicht im Stress. Und Kosten hatten wir ja auch keine. Am nächsten Tag checkten wir ein und flogen ohne weiteren Zwischenfälle nach Trinidad. Sogar das vorher organisierte und zweimal umgebuchte Taxi stand am Flughafen. Aber bis wir aus diesem Flughafen raus waren, dauerte es geschlagene 2 Stunden. Bei der Passkontrolle musste jeder Passagier entweder eine Hotelreservation mit Rückflug-Ticket vorweisen oder wie wir ein Schreiben das von unserer Marina abgestempelt wurde, dass unser Schiff bei denen in der Werft steht. Der Vorteil: unser Gepäck stand schon neben dem Gepäckband. Beim Zoll lief es ähnlich ab. Es ist nicht so das man entweder durch die grüne (Nichts-zu-Verzollen) oder rote (zu Verzollen) Türe geht sondern da steht jeder in der Reihe und der Zollbeamte winkt dich durch – oder eben nicht. Um 19.00 Uhr trafen wir endlich in der Marina ein und wiesen dem Taxifahrer den Weg zu unserem Schiff. Nur – wo war denn unser Schiff? Jedenfalls nicht mehr an der Stelle wo wir es verlassen hatten. Nach einigem hin und her fahren, fanden wir dann unsere Tamango Love schön unter einem Mangobaum gleich hinter dem Spielplatz. Und wo war die Leiter um nach oben zu kommen? Na toll, dachten wir, Büro geschlossen und morgen ist auch noch ein Feiertag! Aber es gab ja noch eine Security am Eingang. Heinz zottelte los und war auch schnell wieder zurück. Es sollte demnächst jemand eine Leiter bringen. Nach etwa einer halben Stunde kam auch tatsächlich einer, der sich als Sheriff vorstellte. Wir konnten uns ein lächeln nicht verkneifen. Aber er brachte uns eine Leiter und so konnten wir endlich schauen, ob alles in Ordnung war. Bevor wir nach Hause flogen, wurde sehr viel darüber diskutiert, wie man das Schiff am besten zurück lassen sollte, weil die Luftfeuchtigkeit in Trinidad in der Regenzeit sehr hoch ist und demzufolge alles schnell anfängt zu schimmeln. Und wer will schon Schimmel im Schiff! Das zweite Übel wären Tiere auf dem Schiff, die man fast nicht mehr losbekommt. Sprich: Kakerlaken. Und auch diese wollten wir auf keinen Fall. So haben wir alles was irgendwie offen und verderblich war verschenkt. Des Weiteren stellten wir sogenannte Kakerlaken Hotels auf. Der erste Blick ins Schiff war gut. Wir hatten weder Schimmel noch konnten wir irgendwelche Insekten finden. Uff… Glück gehabt.

Die nächsten Tage hiess es nun arbeiten, arbeiten, arbeiten. Unsere to –do-Liste war recht ansehlich: 

  • Blauer Streifen am Aussenbord neu malen
  • Antifouling am Unterwasser anbringen
  • Diverse Lackierarbeiten wie
    - Cockpit-Umrandung
    - Cockpit-Tisch
    - Doradenlüftungskästen
    - Mastumrandung
    - Niedergang
    - Salonfenster
    - Treppe
    - 2 Bodenbretter
    - diverse kleine Stellen im Schiff
  • Roststellen behandeln und Malen
    - 3 Fensterrahmen
    - Ecke am Deckshaus Steuerbord
    - alle Paxkisten-Deckel
    - diverse kleine Stellen auf Deck
  • Austausch der Motorenfuss-Stossdämpfer
  • Ankerkasten reinigen
  • Ankerkette reinigen
  • Ankerwinch reinigen
  • Bilge reinigen
  • Kompasslicht reparieren
  • Fock-Stange richten lassen
  • Aussenbord polieren
  • Bugstrahlruder reparieren
  • Endreinigung im und auf dem Schiff

 

  

und und und. Eigentlich hatten wir 2 -3 Wochen veranschlagt. Schlussendlich wurden 5 daraus. Die Zeit lief uns davon und dauernd mussten wir irgendwelche arbeiten aufgrund des Regens wieder verschieben. Trotzdem haben wir die strenge Zeit in Trinidad genossen. Die Grillabende waren immer eine willkommene Abwechslung und wir lernten wieder neue Segler kennen und konnten uns austauschen. Mit einem Schweizer Ehepaar (Simone und Clemi), die schon 20 Jahre Charter in der Karibik fahren, verstanden wir uns auf anhieb besonders gut. Ausserdem lag ihr Schiff in derselben Strasse wie die Tamango Love. Und eine gute Nachbarschaft soll ja bekanntlich die halbe Miete sein. Ihre Paloma II ist ebenfalls eine Stahlyacht und so konnten wir sehr viele nützliche Informationen betreffend Behandlung von Stahl bei ihnen einholen. Ausserdem ist Clemi ein sehr geschickter Allrounder was Motor, Heizboiler etc. anbelangte. Seine Dienste nahmen wir des Öfteren in Anspruch. Nochmals ein Herzliches Dankeschön dafür!

Für den 24. Oktober 2014 setzten wir den Einwasserungstermin für die Tamango Love an. Bevor wir aber ins Wasser gingen, mieteten wir für 2 Tage ein Auto und erkundeten einen ganz kleinen Teil von Trinidad. Obwohl die Distanzen nicht unbedingt enorm sind, sind die Strassen teilweise so schlecht, dass man nur mit 20 km/h fahren kann. Entsprechend kommt man nicht sehr weit. Unsere kleine Fahrt führte uns in den Norden von Trinidad entlang der Küste wo wir in Las Cuevas in einem Hotel mit wunderbarem Blick aufs Meer übernachteten. Am nächsten Tag war der Asa Wright Naturpark unser Ziel. Da soll es unzählige Kolibiris und andere Vogelarten geben. Gemäss Strassenkarte sollte dies auch einfach zu finden sein und mehr oder weniger alles entlang der Hauptstrasse sein. Nur was die unter Hauptstrasse verstanden, wäre bei uns noch nicht einmal eine schlechte Alpenstrasse. Wir kamen uns vor wie im tiefsten Regenwald (gut das waren wir auch). Die Strasse war so breit wie das Auto und der Boden mehr oder weniger naturbelassen. Mit 20 km/h krochen wir die Hauptstrasse entlang und fragten uns mehr als einmal ob wir wirklich die richtige Abzweigung genommen hatten. Aber das hatten wir tatsächlich denn irgendwann sahen wir ein Schild mit Asa Wright Nature Center. Den Besuch dort empfanden wir als eher ernüchternd. Zwar machten wir eine Tour mit, die ca. 1 – 1,5 Stunden dauerte und der Guide erzählte auch einige Interessante Sachen über Ameisen, Vögel und Pflanzen, doch man hätte eigentlich ein Fernglas mitbringen sollen. Die Vögel waren so weit weg, dass man schon sehr genau hinschauen musste um diese zu erblicken. Mehr Vogelarten konnte man auf der Terrasse sehen aber auch nur weil diese mit Früchten und Zuckerwasser gefüttert werden. Nach ca. 2 Stunden machten wir uns dann auf den Weg nach Hause. Schön war der Ausflug allemal. Nach 5 Wochen intensivem arbeiten am und auf dem Schiff genossen wir es einfach mal wieder weg zu sein und nicht immer die ‚Baustelle‘ um uns zu haben.

  

Am Freitag, den 24. Oktober 2014 war es dann soweit. Um 10 Uhr hatten wir unseren Einwasserungstermin. Damit das Schiff auf den Kran geladen wird, muss zuerst mit Büro abgerechnet werden. Um 8.30 Uhr versuchten wir es das erste Mal. Uns wurde gesagt, die Computer hätten am Morgen Probleme bereitet und wir sollen in einer Stunde wieder kommen. Nun gut, wir hatten ja noch das eine oder andere zu erledigen. Wir machten die Tamango Love soweit klar und marschierten eine Stunde später wieder ins Büro. Die Abrechnung dauerte und dauerte und als wir zufällig aus dem Fenster sahen, fuhr unsere Tamango Love an uns vorbei! Sprachlos zeigten wir mit dem Finger nach draussen und sagten, dass unser Schiff gerade vorbei fährt. Scheinbar hatte die eine Dame auf Drängen der Kranmannschaft die Freigabe erteilt, was aber absolut unüblich ist. Schnell bekamen wir die Abrechnung, mussten natürlich auch gleich bezahlen und dann sputeten wir nach unten. Der Verantwortliche bekam das benötigte Bestätigungs-Dokument und die Tamango Love wurde ins Wasser gekrant. Bevor die Gurten gelöst wurden, konnten wir uns vergewissern das alles in Ordnung war und kein Wasser eindrang. Der Motor schnurrte ebenfalls wie ein Kätzchen. Da freuten wir uns aber!

 

Die nächsten Tage blieben wir noch am Dock weil wir erstens den Wassermacher noch testen wollten und zweitens kamen unsere Freunde Hedwig und Pit am Montag zurück nach Trinidad. Vor unserer Abreise in die Schweiz hätten wir nicht gedacht sie nochmals in Trinidad zu treffen. Umso grösser war dann die Wiedersehensfreude am Dienstag und es gab natürlich viel zu erzählen.  

Nach einem spontanen Rigg-Check konnten wir dann am Mittwoch endlich ausklarieren. Nach einem Grosseinkauf von Duty Free-Wein und Rum lösten wir nach 3 Monaten Chaguaramas/Trinidad die Leinen um uns auf den Weg nach Grenada zu machen. Endlich von diesem schmutzigen Hafen weg in eine saubere Bucht wo man mal wieder ins Wasser hüpfen konnte. Darauf freuten wir uns besonders. Ausserdem waren Simone und Clemi mit ihrer Paloma II inzwischen auch im Wasser und deren Ziel war ebenfalls Grenada. Da lag es fast auf der Hand, dass wir uns dort nochmals trafen bevor unsere Wege auseinander gingen.

Die über 80 Seemeilen nach St. George/Grenada starteten wir um 16.00 Uhr bei schönem Wetter. Bevor wir aus dem Golf von Paria motorten, setzten wir das Gross-Segel und eine viertel Stunde später wollten wir die Genua ziehen. Genau – wollten! Irgendwo klemmte diese und es war uns nicht möglich die Genua zu setzen. Na, das fing ja schon gut an. War nicht gerade eben noch der Rigger an Bord!? Nun hatten wir zwei Möglichkeiten: entweder zurück nach Chaguaramas oder wir setzten unsere kleine Sturmfock und schauten uns das Problem in Grenada an. Wir waren uns schnell einig nicht wieder zurück zu fahren. Also wurde die Sturmfock gesetzt. Erstaunlicherweise kamen wir damit gut voran und konnten bis zu 7,5 Knoten Fahrt erreichen. Die Strömung war mit uns und das war gut so. Alle nötigen Segel waren gesetzt und getrimmt also konnte der Motor ausgeschaltet werden. Die Überfahrt war ein tolles und schnelles Segeln bis kurz vor Grenada wo dann plötzlich der Wind auffrischte und wir das Gross-Segel ins 2te Reff setzen mussten bevor kurze Zeit danach der Wind komplett abstellte. Um ca. 09.30 Uhr konnten wir dann vor St. George/Grenada den Anker fallen lassen und uns ein paar Stunden aufs Ohr legen bevor wir zum einklarieren fuhren.

Kurz nach 17.00 Uhr sahen wir dann auch schon die Paloma II am Horizont, die übrigens ca. 10 Stunden nach uns lossegelte. Wir nahmen sogleich SMS-Kontakt auf. Und prompt kam die Rückmeldung, sie hätten unterwegs 3 grosse Fische gefangen und ob wir Lust hätten auf Fischsuppe am Abend. Klar hatten wir! Hmmm… das war absolut lecker und wieder ein absolut gelungener Abend! Am nächsten Tag konnten wir mit Hilfe von Clemi unser Problem mit der Genua beheben. Herzlichen Dank!

 

Am Montag hiess es dann leider auch schon wieder Abschied von den zwei liebgewonnen Freunden nehmen.


Damit wir rechtzeitig unseren nächsten Gast in Curaçao empfangen konnten, mussten wir uns langsam aber sicher auf den Weg machen. Vor uns lagen gute 450 Seemeilen was ca. 4-5 Tage auf See bedeutete. Kurz nach 13.00 Uhr lichteten wir den Anker. Die ersten Stunden schlichen wir mit knapp 4 Knoten bei schwachem Wind. Ab 18.00 Uhr frischte dieser auf schöne 13 – 16 Knoten auf. Wir kamen gut voran und irgendwann kam uns die Strömung noch zugute. So rasten wir teilweise mit über 7 Knoten Richtung Curaçao. Des Weiteren bekamen wir die ersten zwei Tage ein Greenflash zu sehen, und die zwei Tage darauf besuchte uns jeweils um 11.30 Uhr eine Delfinschule! So macht segeln Spass!

 

In 3 Tagen und 7 Stunden schafften wir 413 Seemeilen und legten in Bonaire einen Schlafstopp ein. Wir wollten unter keinen Umständen nachts in Curaçao eintreffen, weil die Einfahrt in Spanish Water nicht ganz einfach zu sein schien. In Bonaire kann man nur vor dem Hauptort Kralendijk an einer Boje festmachen. Alles andere ist verboten. Bei Dunkelheit trafen wir dort ein und dachten es wäre ganz einfach sich dort eine Boje zu angeln. Als wir aber näher kamen, waren doch ziemlich viele Bojen besetzt und die freien Bojen waren nicht wirklich sichtbar. Dazu kam, dass viele Schiffe an der Boje kein Ankerlicht als Erkennung hatten. Glücklicherweise kam zum richtigen Zeitpunkt eine Gruppe im Dinghi angefahren, die wir auch gleich baten uns zu einer freien Boje zu navigieren. Wie uns dann gesagt wurde, waren gerade noch zwei Bojen frei! Was für ein Glück für uns!

Am nächsten Morgen ging es dann um 7.00 Uhr weiter. Es sollte eine gemütliche Überfahrt werden mit Wind und Wellen im Rücken. Leider hatten wir überhaupt keinen Wind und mussten die ganzen 37 Seemeilen unter Motor zurücklegen. Wie schade! Nach ca. 5,5 Stunden waren wir vor der Einfahrt zu Spanish Water. Eine riesige Bucht die tief ins Land einschneidet und nur durch einen engen Kanal mit einigen unmarkierten Untiefen passierbar ist. Sichtbar nervös steuerten wir mit GPS-Chartplotter durch diese Passage immer mit Blick auf den Tiefenmesser. Wir schafften es ohne Grundberührung einen geeigneten Ankerplatz zu finden.

Ein paar Stunden später machten wir uns mit unserem Dinghi an Land um ein paar Informationen bezüglich Bus nach Willelmstad, wo wir einklarieren mussten, einzuholen. Leider konnte uns keiner so genau sagen, wann der Bus fährt aber wenigstens wo wir einsteigen mussten. So machten wir uns am nächsten Tag auf den Weg zum Zoll und zur Immigration. Mindestens eine halbe Stunde warteten wir bis ein Minibus uns mitnahm. Was solls, wir hatten ja Zeit. Der Busbahnhof war in der Nähe vom Zoll und so machten wir uns auf den Weg vorbei an einem Floating Market wo venezolanische Bauern ihr Gemüse und Obst zum Verkauf anboten. Der Zollbeamte war sehr nett und die Formalitäten schnell erledigt. Der nächste Stopp war bei der Immigration. Dafür mussten wir die berühmte Pantoon-Brücke von Willelmstad überqueren. Was für ein Erlebnis. Die ganze Brücke ist grundsätzlich immer in Bewegung und teilweise läuft man wie besoffen. Das schöne auf der Brücke ist, man hat einen herrlichen Ausblick auf die Skyline von Willelmstad mit ihren farbigen Häusern, die vom Baustil sehr an Amsterdam erinnern. Einfach toll! Aber wir waren ja auf dem Weg zur Immigration, welche im Terminal von den Kreuzfahrtschiffen stationiert ist. Auch hier alles freundlich abgelaufen. In Curaçao muss man zusätzlich noch die Hafenbehörde (Port of Authority) aufsuchen um ein sogenanntes Cruising Permit zu kaufen. Leider war Samstag und das Büro geschlossen. So machten wir noch ein bisschen Sightseeing bevor wir uns auf den Rückweg zum Busbahnhof machten. Was danach kam, war zum Verzweifeln. Für uns war klar: wir wollten zurück nach Spanish Water. Um sicher zu gehen, dass wir den richtigen Bus erwischten, fragten wir jeden ankommenden Minibus ob er nach Spanish Water fuhr. Komischerweise wusste niemand wo Spanish Water war! Auch das Zeigen auf einer Karte half nicht wirklich weiter. Das konnte doch nicht wahr sein! Irgendwann wurden wir dann aufgeklärt, dass es sich um die Caracasbaai handle. Wir fanden dann tatsächlich jemand, der uns mitnahm. Glücklich und kaputt kamen wir am richtigen Ort an und steuerten geradewegs in die nächste Kneipe ‚Pirates Nest‘ und genehmigten uns ein Bierchen.

 

Am Montag suchten wir die Port of Authority auf und erkundigten uns über das Cruising Permit. Als Segler ist es ist in Curaçao erlaubt gerade mal 5 Buchten anzusteuern. Dabei muss man aber im Voraus mitteilen, wann man wo ist und wie lange. Dabei darf man aber nur jeweils 3 Tage in der jeweiligen Bucht bleiben. Die Ausnahme ist Spanish Water. Dort darf man 3 Monate bleiben. Ausserdem muss man pro angelaufene Bucht 10 US-Dollar bezahlen. Na toll! Am Dienstag kriegten wir für 2 Wochen Besuch. Was sollten wir da bloss anstellen, damit es nicht langweilig wird. Wir entschieden uns auf Nicole zu warten und dies mit ihr zu besprechen.


Wir mieteten ein Auto und am 11.11.2014 holten wir Nicole vom Flughafen ab. War das ein freudiges Wiedersehen! Nach einem Begrüssungs-Apero ging es dann mit dem Dinghi zurück aufs Schiff. Da wir das Auto für zwei Tage gemietet hatten, machten wir am nächsten Tag noch einen Ausflug zu den Hato Caves (sowas ähnliches wie die Höllgrotten in Baar) und natürlich nach Willelmstad, wo wir gleich bei der Port of Authority unsere Route bekannt gaben um das Cruising Permit zu erhalten. Am Ende des Tages war dann noch ein Grosseinkauf angesagt, damit wir für die kommenden 2 Wochen auch nicht Hunger und Durst leiden mussten.

   

Am Freitag konnte es dann losgehen. Raus aus der riesigen Bucht mit dem engen Kanal. Diesmal mit einer ganz geringen Grundberührung. Das Abtauchen in der nächsten Bucht ergab aber keine Schäden. Die nächsten 10 Tage verbrachten wir segelnd mit zweimaliger Regen-Duscheinlage, schnorchelnd, erkundeten die Buchten zu Fuss und genossen die Zeit miteinander. Abends gab es des Öfteren einige Runden Rummikub, wo die Gewinnquote ziemlich ausgeglichen war. Scrabble war Nicole zu langweilig. Sie schlief während des Spiels am Tisch ein!

Die Highlights waren der Besuch einer Delfinschule von ca. 10 – 12 Tieren, die ca. 10 – 15 Minuten ihren Spass mit der Tamango Love hatten. Oder der Schnorchelausflug auf Klein Curaçao, wo wir mit Schildkröten schwimmen konnten. Oder aber die Flugstaffel von ca. 5 Flamingos, die über unser Schiff flogen. Die Zeit verging wie immer viel zu schnell. Der letzte Abend verbrachten wir im ‚Pirates Nest‘ mit Live Musik, viel Wein und Tanz. Ein absolut schöner und gelungener Abschiedsabend! Nach einer herzlichen Verabschiedung am Flughafen, machten wir uns wieder auf den Weg nach Hause.

  

Nun sind wir wieder auf uns gestellt. Wie an vielen Orten, wo viele Segler längere Zeit bleiben, gibt es auch hier ein sogenanntes Cruiser Netz, dass über Funk einmal Täglich durchgeführt wird. Unter anderem gibt es einen aktuellen Wetterbericht, Events werden angesagt, oder falls man ein Problem hat, kann man fragen ob jemand Hilfe leisten kann oder jemanden kennt. Ebenso wenn man etwas zu verkaufen oder zu verschenken hat, ist dies der passende Ort. Eine super Sache. So haben wir schon zweimal an einem Sonntagsausflug teilgenommen. Der einfachste Weg neue Segler kennen zu lernen.

Auf der Überfahrt von Grenada hatten wir unser Dinghi auf Deck gezogen. Leider mussten wir nach der ersten Nachtfahrt feststellen, dass es ziemlich viel Luft verloren hatte. Inzwischen mussten wir unseren ORCA schon etliche Male reparieren. Aber leider sieht es so aus, als ob wir nun dringend ein neues Anschaffen müssen. Schade um unseren treuen ORCA mit dem wir schon einiges erlebt haben. Ausserdem ist es natürlich auch wieder ein unvorhergesehener Kostenpunkt von ca. 2000 USD, der ein ganz schönes Loch in unsere Kasse brennt. Wie auch immer. Im Moment geniessen wir das ruhige liegen in Spanish Water. Wahrscheinlich werden wir Weihnachten und Neujahr hier verbringen bevor wir uns danach auf den Weg Richtung Kuba machen. Wir sind gespannt wie wir die ersten Weihnachten in der Karibik verbringen und empfinden werden. In diesem Sinne wünschen wir euch allen eine schöne Adventszeit, frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins 2015!