Türkei bis Kanarische Inseln

Nachdem wir uns bzw. dem Motor und Generator noch einen fachmännischen Wechsel der Impeller, Keilriemen und Oelwechsel geleistet haben, konnten wir am 12. Oktober 2013 um 09.30 Uhr die Leinen in der Netsel Marina in Marmaris/Türkei losmachen. Die erste Anlaufstelle war der Zoll wo wir unseren Ausreisestempel im Pass abholten und die Tamango Love ausklariert haben. Nun konnte unsere Reise um die Welt definitiv beginnen! Was für ein tolles und aufregendes Gefühl! 

Der erste Stopp war, wie bereits im letzten Blog erwähnt, Rhodos. In Stegna lagen wir 3 Tage vor Anker. Heinz‘ Mama und ihr Mann Angelo besuchten uns täglich und so waren wir regelmässige Besucher bei Antonis Restaurant wo wir uns die Bäuche vollschlugen mit den feinsten Leckereien aus der griechischen Küche. Antonis Highlight von diesen 3 Tagen war sicherlich der Besuch auf unserer Tamango Love. Am liebsten wäre er mit uns gesegelt! Nun ja, seine Frau Kiki hätte sicher etwas dagegen gehabt. Nach 3 Tagen entschieden wir uns den Anker zu lichten. Es hiess Abschied nehmen von Mama, Angelo und dem sehr netten Wirte-Pärchen Kiki und Antonis. 

 

Der Wetterbericht zeigte einigermassen gutes bis eher windiges Wetter, Tendenz steigend. Also wollten wir schnellstmöglich los. Unsere Reise ging weiter mit dem Ziel Chania/Kreta, wo wir auch wieder ausklarieren mussten. Zwischen Rhodos und Kreta bei den Inseln Karpathos und Kasos gibt es zwei Passagen, wo der Wind meistens ziemlich deftig weht und die Wellen sich entsprechend aufbauen. Diese wollten wir schnellstmöglich passieren. Nachts kamen wir in die erste Passage rein. Für Yvonne war es die erste Nachtfahrt auf See. Der Wind wurde immer stärker und die Wellen immer höher. Dazu kam, dass es eine stockfinstere Nacht war. Die Wellen sah man immer erst kurz bevor sie beim Schiff waren. Spezielles Gefühl! Das einzig schöne an dieser Nacht war ein unfassbar schöner klarer Sternenhimmel und vor allem das phosphoreszierende Plankton, das aufgrund der Bugwelle glitzerte. Knappe 10 anstrengende Stunden stampften wir Richtung Kreta bevor wir in die Abdeckung der Insel kamen und die Wellen sich beruhigten. Die zweite Nacht war dann das pure Gegenteil. Absolute Windstille und keine Wellen. Nach insgesamt 43 Stunden und 229 Seemeilen erreichten wir morgens um 10 Uhr unser Ziel – Chania auf Kreta. Schon bei der Einfahrt in den Hafen waren wir entzückt. Was für ein sympathischer Ort mit den farbigen Häusern und all den Restaurants am Pier, einem tollen Leuchtturm und noch mehr Geschichte! 

 

Der Wetterbericht für die nächsten Tage verhiess nichts Gutes. Es waren Windstärken um die 40 Knoten angesagt. Wir entschieden uns deshalb in Chania zu bleiben. Der Entscheid war absolut richtig. Am nächsten Morgen war es schon im Hafen sehr windig und relativ ungemütlich. Somit sah es draussen mit Sicherheit nicht besser aus. Ein Blick auf die Hafenausfahrt bestätigte unsere Vermutung. Die Wettervorhersage „zwang“ uns 3 Tage den Ort zu erkunden, was uns natürlich nicht sehr schwer fiel. Des Weiteren hatten wir sehr nette Schweizer Nachbarn, mit denen wir uns anfreundeten und austauschen konnten. Es war ein Pärchen aus der französischen Schweiz in unserem Alter mit einem tollen neuen Katamaran, den sie erst im Juli dieses Jahres gekauft hatten und nun die Welt erkunden wollten. Mit dabei eine junge Skipperin, die die beiden in die Kunst des Segelns einführte.

Am 19. Oktober 2013 lösten wir die Leinen und machten uns auf den Weg nach Malta, das ca. 450 Seemeilen – sprich ca. 4 Tage – entfernt lag. Nach gut einer Stunde unter Motor zogen wir die Segel. Aufgrund des Sturms zwei Tage zuvor, hatte sich das Meer leider noch immer nicht beruhigt. Die Wellen waren noch ziemlich hoch und leider war die Fahrt wiedermal ungemütlich und wackelig. Nach eineinhalb Tagen hatte sich die See beruhigt und der Wind stellte komplett ab bis wir weitere 2 Tage später in Malta eintrafen. Die 3.5 Tage auf See waren geprägt von einer unvorstellbar spiegelglatter See und täglichen Besuchen von Delfinen. Einer machte sogar eine Showeinlage. Glücklicherweise hatte Yvonne ihre Kamera griffbereit und konnte das Ganze in Bildern festhalten.

Nachts um 22.00 Uhr trafen wir in Valetta, der Hauptstadt von Malta ein. Per Funk mussten wir uns erst bei der Valetta Port Control melden um Einlass zu erhalten. Da wir noch keinen Hafenplatz gebucht hatten, übernahm die Reservation die Port Control. Die Einfahrt nach Grand Harbour in Valetta ist unseres Erachtens spektakulär. Man fühlt sich ins Mittelalter zurückgeworfen. Die Einfahrt einer Festung gleich. Rundum Häuser und Gebäude aus Sandstein, die bis ans Wasser gebaut sind. Fast wie in Venedig. Nach über 12 Stunden Schlaf machten wir uns auf den Weg zum Marina Office um uns offiziell anzumelden und Auskunft über Schiffshändler, Einkaufsmöglichkeiten etc. zu erhalten. So schön die Aussicht im Hafen war, die Versorgungsmöglichkeiten waren absolut erbärmlich. Es hiess nur: wir können alles organisieren! Nun gut – Heinz dachte, wir hätten ein Problem mit der Stopfbuchse, da diese offensichtlich leckte. Die Marina organisierte ein Typ, der scheinbar abends ein Pub betrieb. Dieser wiederum konnte Kleinigkeiten wie Schläuche, Getriebeöl etc. besorgen und er organisierte für uns einen Mechaniker, der sich die Stopfbuchse ansah. Knapp 1 Stunde später kam der Mechaniker und  meinte, dass das Stevenrohr wahrscheinlich einen Schlag hätte und deshalb leckte bzw. vibrierte. Dies wäre aber nicht weiter schlimm. Soweit so gut. Die nächsten Stunden warteten wir vergebens auf den Typ vom Pub, der uns die bestellten Teile bringen sollte. Nach einem tollen maltesischen Abendessen machten wir uns auf die Suche nach diesem Pub, was wir auch fanden – inkl. dem Wirt. Dieser meinte nur, dass er sehr beschäftigt gewesen wäre und versprach am nächsten Morgen die benötigte Ware zu bringen, was er auch tat. Nachdem wir alles erledigt hatten, machten wir uns wiederum zum Marina Büro um den Hafenplatz zu bezahlen. Die Ernüchterung kam schnell. 80 Euro pro Tag plus Wasser und Strom! So bezahlten wir für 2 Tagen 160 Euro Hafenplatz und 25 Euro für Strom und Wasser. Wow, was für stolze Preise! Von Malta oder Valetta haben wir leider nicht sehr viel gesehen. Trotzdem: die vielen kleinen und verwinkelten Gassen in Grand Harbour und die sehr netten Bewohner sind einen zweiten Besuch wert.

 

Am Nachmittag des 24. Oktober 2013 machten wir uns wieder auf den Weg. Zuerst auf die andere Seite von Valetta zum auftanken und dann hiess es auf nach Gibraltar bzw. Spanien. Vor uns lagen stolze ca. 1000 Seemeilen was ca. 8-9 Tage auf See bedeutete. Der eine oder andere fragt sich sicherlich warum wir nicht in Sizilien, Sardinien oder den Balearen Zwischenstopp machten. Nun, unseres Erachtens drängte langsam aber sicher die Zeit um das Mittelmeer zu verlassen. Ab Oktober kann die See ziemlich rau und stürmisch sein. Und dies wollten wir gerne umgehen. Ausserdem war die Überfahrt von 8-9 Tagen für uns sicherlich eine Herausforderung und eine gute Vorbereitung für die Atlantiküberquerung. Seit Kreta hatten sich 3-Stunden-Schichten eingestellt, die vor allem nachts eingehalten wurden. Tagsüber sahen wir das eher locker. Je nachdem wer gerade was zu tun hatte und wie man sich fühlte. Wie dem auch sei. Die ersten 22 Stunden ab Valetta waren mal wieder Wind arm und so mussten wir diese Zeit mit Motor zurücklegen. Zwischendurch mal wieder die Segel gezogen, waren wir aber vorwiegend unter Motor unterwegs – und dies nahe der Algerischen Küste. Eines Nachts hörte Yvonne per Funk, dass die Algerische Küstenwache nach einem Schiff rief. Einen Blick auf unser GPS zeigten genau diese genannten Koordinaten an und auf dem Radar war kein anderes Schiff in der Nähe. Meinten die wirklich uns? Wir waren doch ausserhalb der 12 Seemeilen-Zone unterwegs und befanden uns in internationalen Gewässern. Der Typ der Algerischen Küstenwache war ziemlich hartnäckig. Nach ca. 10-20 Minuten meldeten wir uns dann über Funk und nachdem wir die Position bestätigten war auch Ruhe. Ob die nach Flüchtlingen Ausschau hielten? Wilde Spekulationen liefen in unseren Köpfen ab. J

Algerien muss der Zielort von einigen Zugvögeln sein. Des Öfteren besuchten uns einzelne Vögel, die sich auf der Tamango Love auszuruhen schienen. Warum die wohl alleine unterwegs waren? Hatten die ihre Truppe verloren, oder waren vom Weg abgekommen oder aber den Anschluss verpasst? Einer wird uns sicher noch lange in Erinnerung bleiben. Eines Morgens entdeckte Yvonne ein hübsches Vögelchen auf dem Schiff, das uns in etwa gleich Beobachtet wie wir ihn. So bekam er von uns ziemlich schnell den Namen Birdy. Den ganzen Tag blieb er auf unserem Schiff und lugte stets durch das Wohnzimmer-Luk wenn wir unter Deck waren. Ab und zu flog er auch in unser Wohnzimmer, wo wir ihn dann wieder rausscheuchen mussten. Nachmittags konnten wir mal wieder die Segel ziehen und hatten die Bodenbretter im Salon weggenommen damit der Motor nach zig Betriebsstunden schneller wieder abkühlte. Birdy fiel nichts Besseres ein als zum wiederholten Mal durch das Decksfenster in den Salon zu fliegen. Den Versuch ihn wieder nach draussen zu bugsieren endete damit, dass er sich im Motorenraum versteckte! So ein dummer Vogel! Und langsam aber sicher nervte es, dass er schon das dritte oder vierte Mal im Wohnzimmer war! Was wollte er denn immer da!? Nach ca. 10 Minuten kam er dann endlich wieder in Sichtweite aus dem Motorenraum. Heinz war schon ziemlich genervt und packte Birdy und warf ihn raus! So, nun sollte er es endlich kapiert haben, dass das Wohnzimmer nicht sein Revier ist. Leider Fehlanzeige! Irgendwann flog er wieder ins Schiffsinnere. Diesmal bis ins Bad. Da wir unterwegs grundsätzlich immer die Luken dicht machen (ausser im Wohnzimmer), konnte Birdy auch nirgendwo entfliehen. Leider ist er dann ein paar Mal in die Fensterscheibe geflogen weil er raus wollte. Das tat uns natürlich Leid, aber der Vogel musste raus aus dem Schiff! Irgendwie haben wir es dann geschafft, dass er den Ausgang fand. Aber man glaubt es kaum – wollten wir uns doch gemütlich ans Abendessen machen, sagte Heinz: der Vogel hat sich hinter dem Sofakissen versteckt! Und tatsächlich, hockte Birdy doch auf einem Buch das unter dem Kissen lag. Wieder mit riesigem geflatter waren wir bzw. Yvonne hinter Birdy her. Irgendwie wollte der einfach nicht raus aus dem Schiff. Nachdem er zum wiederholten Mal irgendwo gegenknallte, hockte er schlussendlich auf dem Boden und Yvonne konnte ihn in die Hand nehmen und raus auf Deck setzen. Warum kann man einen wilden Vogel in die Hand nehmen, hatte sich Yvonne gefragt. Da stimmte doch etwas nicht. Leider haben wir Birdy dann nachts tot auf Deck gefunden. Sniff…. An was er wohl gestorben ist? Hatte er ein Schädel-Hirn-Trauma durch die vielen Fensterknaller? Oder eine Herzattacke weil Yvonne ihn angefasst hatte oder war die Reise in den Süden zu anstrengend für ihn? Wir werden es nie erfahren.

Schon bei der Abfahrt in Malta hatten wir gesehen, dass sich ein Gewitter rund um die Balearen anbahnte. Wir dachten jedoch, dass wir daran vorbeikommen. Leider nein! Zur Abwechslung waren wir mit Genua und Besan am Segeln als der Wind stetig zunahm. Abends um 20.00 Uhr peitschte der Wind mit 30-35 Knoten genau von der Richtung wo wir hin wollten. Mit Müh und Not konnten wir die Genua einkurbeln. Völlig atemlos entschieden wir uns, abzuwettern. Wind und Wellen gegen uns – das hatte keinen Sinn. Also liessen wir den Besan stehen, gingen ins Schiffsinnere, schlossen alle Luken und liessen uns bis zum nächsten Morgen im Sturm treiben. Der Versuch zu schlafen erwies sich aber als eher schwierig. Das Schiff schaukelte unglaublich von einer Seite zur anderen und unsere Körper inkl. Magen mit – was das eine war – das andere waren die Geräusche vom ganzen mobilen Inventar, das sich von einer Seite zur anderen schob. Geschirr und Töpfe, die klirrten und klapperten, Bücher, die sich im Regal hin und her bewegten, irgendwelche Sprühdosen, die von einer Ecke im Schrank zur anderen rollten und etliche Geräusche, die nicht zu definieren waren. Heinz legte sich ins Bett und versuchte sich festzuhalten und Yvonne verkantete sich auf dem Wohnzimmerboden. Morgens um 08.30 Uhr starteten bzw. überbrückten wir den Motor, da der Wind abgegeben hatte und wir wie eine Nussschale im Meer schaukelten. Ja der Wind hatte abgegeben aber die Wellen waren RIESIG. Für Yvonne waren es gefühlte 10 Meter Wellen – in Wahrheit wahrscheinlich ‚nur‘ ca. 4-5 Meter. Die Wellen im Rücken setzten wir unsere Reise Richtung Gibraltar fort. In der darauffolgenden Nacht beruhigten sich die Wellen wieder und Yvonne traute sich auch wieder aus dem Schiffsinneren. Ihre Schicht dauerte bis zum Morgengrauen. Ein Rundblick liess sie nicht schlecht staunen. Lag doch unsere ganze 100 Meter lange Ankerkette auf Deck! Wie ist denn so was möglich? Aufgrund der hohen Wellen und der Schläge hatte die Sicherung wahrscheinlich einen Kurzschluss erlitten und so wurde die ganze Kette automatisch nach oben befördert. Bei Wind und Wellen hatten wir davon nichts mitgekriegt. Der Austausch der Ersatzsicherung brachte leider nicht den gewünschten Erfolg bzw. die Kette ratterte gleich wieder los. Also hiess es 100 Meter Kette von Hand reinkurbeln. Schlussendlich lag es an der Stecker-Verbindung, die Salzwasser abbekommen hatte. Seither drehen wir die Stromversorgung zur Ankerwinsch immer ab .

Nach 1 ½ Tagen hatte sich das Wetter wieder beruhigt. Wind weg, Wellen weg und der Motor lief. Das Meer war wieder spiegelglatt und wir bereits an der spanischen Küste. Plötzlich ruft Heinz: Delfine! Und tatsächlich: ein paar hundert Meter entfernt erblickten wir 3-4 Delfine. Und da kamen immer mehr! Mindestens 50 Delfine schwammen an uns vorbei. Und plötzlich waren einige auch bei uns am Schiff um mit uns um die Wette zu schwimmen. Den ganzen Tag kamen und gingen sie. Bis zum Sonnenuntergang und sogar nachts waren sie bei uns. Wusstet ihr das Delfine nachts leuchten und glitzern? Durch deren Bewegungen phosphoresziert das Plankton im Wasser und fängt so an zu leuchten und glitzern. Es war wie im Märchen – wunderschön! Yvonne versuchte das Phänomen auf Video aufzunehmen. Leider vergebens.

 

Am nächsten Tag, 2. November 2013 näherten wir uns dann Gibraltar und somit in ein Gebiet mit Tidenstrom. Schon nachts bemerkten wir, dass wir immer langsamer wurden, sprich die Strömung gegen uns hatten. Teilweise bis zu 1.5 Knoten. Tagsüber hatten wir dann das Gegenteil. Zeitweise rasten wir mit über 7 Knoten auf Gibraltar zu. Tolle Sache! Um ca. 15.00 Uhr Umrundeten wir dann Point Europa und fuhren in die Bucht von Gibraltar.

Was für ein Anblick! Überall riesige Tanker, Containerschiffe, Kreuzfahrtschiffe und was es sonst noch alles gibt. Wo darf man denn hier überall durchfahren, haben wir uns gefragt?! Alle stehen kreuz und quer und über Kanal 16 herrschte Hochbetrieb. Wir hatten uns nicht für eine Marina in Gibraltar sondern im angrenzenden spanischen La Linea entschieden. Gebucht hatten wir nichts, und den Arbeitsfunkkanal wussten wir auch nicht. So musste Yvonne ca. 20 Mal über Kanal 16 dann 71 und zuletzt Kanal 09 die Marina anfunken. Genutzt hatte alles nichts. Schlussendlich fuhren wir einfach in die Marina rein. Weitere Funkversuche waren vergebens und so entschieden wir uns wieder zu gehen. Just in diesem Moment rief ein Marinero vom Steg rüber, wir sollten doch bei der Tankstelle anlegen. Nun ja, wieso kommt man auch erst um 18.00 Uhr an wenn das Büro doch um 17.00 Uhr schliesst!? Wie auch immer – nach 9 Tagen auf See und ca. 940 Seemeilen bekamen wir dann einen tollen Platz und die Jungs waren sehr nett und hilfsbereit. In La Linea wollten wir noch das eine oder andere erledigen. Am nächsten Tag meldeten wir uns dann noch offiziell bei der Marina und fragten gleich nach Schiffshändler und Einkaufsmöglichkeiten. Wiedermal war das Angebot alles andere als berauschend. Schiffshändler gab es wohl irgendwo im Industriegebiet, das nur mit dem Taxi erreicht werden könne. Einkaufsmöglichkeiten wurden einige auf dem Stadtplan eingezeichnet. Aus dem Küstenhandbuch konnten wir entnehmen, dass es in Gibraltar ein oder zwei Schiffshändler geben müsste. Also machten wir uns am nächsten Tag zu Fuss auf den Weg nach Gibraltar. Fünf Minuten von der Marina entfernt, war bereits der Grenzübergang zu Gibraltar. Dann kurz über die Flugpiste gelaufen, ist man in der Stadt. Nach langem Suchen fanden wir gerade Mal einen Schiffshändler. Zum Glück hatte der das Meiste was wir benötigten – über die Preise sprechen wir nicht.

Seit einigen Tagen hatte endlich der Wind von West auf Ost gewechselt. Also ideal für unsere Weiterfahrt zu den Kanaren. Wir hatten uns entschlossen nach Teneriffa zu segeln und uns dort auf die grosse Atlantiküberquerung vorzubereiten. Vorgängig hatten wir bei der Marina Santa Cruz in Teneriffa einen Platz gebucht. Voller Spannung was uns auf dem grossen Atlantik erwarten würde, sind wir am 14. November 2013 um 11.00 Uhr losgefahren. Der erste Halt war mal wieder bei der Tankstelle. Es wurde uns empfohlen in Gibraltar zu tanken da die Preise viel günstiger wären als in Spanien. Und tatsächlich bezahlten wir pro Liter Diesel nur ca. € 0.83. Im Vergleich: in Griechenland € 1.49, Türkei: € 1.73! Nachdem Heinz einen Tankdeckel versenkte und einen neuen besorgt hatte, nahmen wir um 13.00 Uhr unsere Fahrt wieder auf. In der Strasse von Gibraltar waren wir überrascht, wie wenige Schiffe unterwegs waren. Irgendwie hatten wir immer im Hinterkopf, das dort ein ‚Verkehrschaos‘ herrschte. Gut für uns, so konnten wir nach 2 Stunden Fahrt unter Motor bereits die Segel ziehen. Der Wind war ideal und die Wellen auch zu unseren Gunsten. Unglaublich aber wahr: fast 48 Stunden waren wir ununterbrochen unter Segel unterwegs. Das hatten wir vorher noch nie geschafft. Nach kurzen 4 Stunden unter Motor wurden wieder die Segel gezogen. Immer den Wind und die Wellen im Rücken rauschten wir den Kanaren entgegen. Und so war es auch nicht ganz so schlimm, dass die Windstärken manchmal über 20 Knoten anzeigten. Die Wellen waren meistens um die 3 – 4 Meter. Zugegeben, ab und zu war es doch sehr anstrengend bei dieser ganzen Schaukelei die einfachsten Dinge des Lebens zu meistern. Wasser kochen bzw. in einen Krug abfüllen oder der Gang zur Toilette waren manchmal ein Geduldsspiel.

Nach 6 Tagen und ca. 665 Seemeilen erreichten wir um die Mittagszeit Santa Cruz de Tenerife. Stolz dürfen wir sagen, dass wir 90% (knapp 600 Seemeilen) unter Segel und nur 10% (ca. 65 Seemeilen) unter Motor zurückgelegt haben. Überrascht waren wir, dass wir unterwegs fast keine anderen Segelschiffe trafen (ausser eines und dem musste Heinz auch noch ausweichen). Ebenfalls hatten wir gehofft Wale und Delfinen zu sichten. Leider Fehlanzeige! Vielleicht begleiteten uns Wale als unser Tiefenmessgerät eines Nachts verrücktspielte. Obwohl der Atlantik um die 4000 Meter tief hätte sein sollen, sprang dieser während Stunden von 0 bis 60 Meter immer wieder rauf und runter. Das war gespenstisch. Unsere Phantasie brannte mal wieder mit uns durch. Waren es Wale, die uns begleiteten? Aber die hätte man ja ab und zu sehen oder wenigstens hören müssen, wenn sie Luft schnappten. Oder war es ein Marokkanisches U-Boot, das uns verfolgte? Wir haben es nicht rausgefunden.

Seit dem 20. November 2013 sind wir nun in Santa Cruz de Tenerife. Die Tage vergehen wie im Flug ohne das man das Gefühl hat, viel erledigt zu haben. Manchmal kann man wegen einem einzelnen Teil einen ganzen Tag vergeuden weil man von Laden zu Laden geschickt wird und wir alles zu Fuss erledigen. Wie auch immer, inzwischen haben wir dem berühmten Loro Park einen Besuch abgestattet und sobald das Wetter wieder besser wird, möchten wir noch den Teide, den höchsten Berg Spaniens bzw. Vulkan der Kanaren, besteigen.

  

Sobald die Winde günstig stehen, werden wir unser nächstes Ziel, die Karibik in Angriff nehmen. Der erste Anlaufhafen wird St. Martin sein. Danach geht’s weiter nach Antigua, wo wir bereits unseren ersten Familienbesuch erwarten. Yvonnes Göttibub (na ja, Bub ist er mit seinen 24 Jahren definitiv nicht mehr!) und seine Freundin werden 10 Tage mit uns segeln. Da freuen wir uns schon sehr darauf! Die weitere Route wird in etwa wie folgt aussehen: die restlichen Leeward Inseln, Virgin Islands, Puerto Rico, Kuba und dann runter zu den Windward Inseln Martinique, St. Lucia, St. Vincent bis Grenada. Ab Juni wollen wir zu den ABC-Inseln Aruba, Bonaire, Curaçao, da diese ausserhalb der Hurrikan Route liegen.  

Wir melden uns wieder, dann hoffentlich aus der Karibik! Hasta Luego!