Atlantik Juli-August 2016

Wie mit unseren Freunden Hedwig und Pit von der St. Helena vereinbart und natürlich aufgrund der Wettervorhersage machten wir uns am Dienstag, 28. Juni 2016 auf den Weg Richtung Portugal. Ziel war aber ein ca. 10 Seemeilen entfernter Ankerplatz, wo wir übernachten wollten bevor wir die letzte grössere Etappe von gut 800 Seemeilen antraten. Die St. Helena musste noch aufgetankt werden und so machten wir uns kurz nach 12.00 Uhr schon einmal auf den Weg. Wenig Wind war angesagt aber wir wollten trotzdem segeln. Kaum aus dem Hafen wurden die Segel gezogen und wir genossen die Fahrt. Auf halbem Weg stellte dann der Wind komplett ab und so entschieden wir uns den Motor zu starten um die restlichen Seemeilen zurück zu legen. Aber weit gefehlt! Der Versuch diesen zu starten schlug fehl. Wie konnte das sein? Als wir von der Marina los fuhren, war doch noch alles in bester Ordnung. Wie auch immer. So wollten oder konnten wir auf keinen Fall über 800 Seemeilen zurücklegen. Also blieb uns nur eines übrig -  zurück in die Marina. Zum Glück kam wieder ein bisschen Wind auf und so konnten wir zurück segeln. Unterwegs funkte Yvonne die Marina an und bat um Abschlepphilfe. Alles klappte wunderbar und so lagen wir 4 Stunden nach dem Ablegen wieder in derselben Marina. Am späten Nachmittag des darauffolgenden Tages kam der Mechaniker an Bord um herauszufinden was das Problem war. So wurden wir aufgefordert den Motor zu starten – und siehe da – der sprang ohne Murren an und schnurrte wie ein Kätzchen! Das konnte doch wohl nicht wahr sein! Trotz einer genauen Überprüfung aller möglichen Fehlerquellen konnte der Mechaniker nichts finden. Also machten wir uns am nächsten Tag wieder auf den Weg nach Portugal. Diesmal aber ohne Ankerstopp. Da wir nicht wussten wie lange die Reparatur des Motors gehen würde, hatten sich Hedwig und Pit bereits auf den Weg gemacht und wir haben vereinbart, uns in Portimao/Portugal zu treffen.

Wiederum kurz nach 12.00 Uhr verliessen wir die Marina Ponta Delagada in Sao Miguel und setzten kurz darauf die Segel. Nach gut 8 Seemeilen stellte der Wind mal wieder komplett ab. Man konnte sogar sehen, wo die Grenze des Windes verlief. Sehr speziell aber eindrucksvoll! Die nächsten Seemeilen an der Küste von Sao Miguel waren geprägt von sehr wenig Wind. Dafür sahen wir eine Schildkröte, 2 Delfine und sogar einen Hai. Sobald wir aus der Abdeckung der Insel waren, kam endlich Wind auf. Die nächsten Tage waren geprägt von mässig bis wenig Wind, sehr viel Bewölkung und je näher wir an die Küste Portugals kamen sogar Nebel. Da wir nicht wussten wie sich der Golfstrom auf unseren Kurs auswirkte, wollten wir nicht direkt Cabo de Sao Vicente ansteuern. Was aber zur Folge hatte, dass wir mindestens 800 Seemeilen am Wind segeln mussten, was ziemlich anstrengend war. Bei einer Schräglage von ca. 25 Grad zu kochen oder auf Toilette zu gehen, erfordert viel Energie. Und zu allem Überfluss mussten wir Unterwegs dann leider noch feststellen, dass die Frischwasserpumpe vom Motor leckte und unser ganzes Kühlwasser in der Bilge lag. Das war sicher kein gutes Zeichen und so vermieden wir es, den Motor zu starten und dümpelten an einem Tag bei nahezu null Wind dafür Nebel auf dem Atlantik rum. Auch um das Cabo de Sao Vicente hatten wir stockdicker Nebel.

 

Da man keine 100 Meter weit sah und es sich um ein viel befahrenes Kap handelte, entschieden wir uns den Radar einzuschalten um die grossen Tanker frühzeitig zu erkennen und gegebenenfalls auszuweichen. Es war ziemlich unheimlich in diesem Nebel zu segeln. Teilweise hörte man das Hupen irgendwelcher Schiffe – gesehen hat man keine. Ausser einmal. Yvonne sah auf dem Radarbildschirm einen kleinen Punkt, der ein Schiff kennzeichnete. Komischerweise passte sich der Punkt immer unseren Kurskorrekturen an. Und plötzlich wie aus dem Nichts tauchte Steuerbord neben uns ein grosser Fischtrawler auf, der aber hinter uns durchfuhr. Da er ein Netz hinter sich herzog, wollte er wahrscheinlich sicher gehen, dass wir vor ihm sind.

Nach einigen Seemeilen löste sich der Nebel plötzlich auf und wir konnten endlich die Sonne, blauer wolkenloser Himmel und die Algarve entdecken. Die Freude war gross! In ein paar Stunden würden wir endlich nach 8 Tagen wieder festen Boden unter den Füssen haben. Gemütlich segelten wir der bizarren Felsküste mit ihren kleinen Sandbuchten entlang. Einfach wunderschön und phantastisch! Wir wussten sofort: hier würde es uns gefallen.

Als der Wind mal wieder nachliess, füllten wir Wasser in den Süsswasserkreislauf des Motors, welches ja unterwegs ausgelaufen war. Danach wollten wir den Motor starten. Und leider wieder vergebens. Der Motor gab dieselben Geräusche von sich wie damals in Sao Miguel. Das konnte doch nicht wahr sein! So mussten wir schon wieder eine Abschlepphilfe organisieren. Wir befanden uns ein paar Seemeilen von Lagos entfernt und so lag es auf der Hand die Marina zu kontaktieren. Diese hatte aber leider keinen Abschleppdienst sondern verwies uns zu einer Firma namens Sopramar. Wir segelten noch so weit wie möglich der Marina in Lagos entgegen und wurden dann ca. 3 Seemeilen vor der Hafeneinfahrt in Empfang genommen. Keine Minute zu früh wie sich dann herausstellte. Kaum um das letzte Kap gekommen, zog ein starker Wind vom Land auf. Geradewegs auf die Nase! Das Abschleppboot hatte ganz schön mühe die 20 Tonnen schwere TAMANGO LOVE gegen 20 Knoten Wind zu ziehen.

 

Schlussendlich benötigten wir eine Stunde für die kurze Strecke bevor wir am Anmelde-Pier anlegen konnten. Kaum angelegt, kamen auch schon der Mechaniker und der Elektriker an Bord um nach der Fehlerquelle zu suchen. Nach eingehender Untersuchung wurde dann festgestellt, dass einerseits das Starter-Solenoid und die Starterbatterie nicht mehr bzw. nicht mehr einwandfrei funktionierten und die Frischwasserpumpe ausgetauscht werden musste. Wir waren erleichtert, dass es nichts Schwerwiegenderes war und so wurde der Motor kurzgeschlossen wir damit wir an den uns zugewiesenen Platz in der Marina fahren konnten. Es war bereits Freitagabend, also passierte die nächsten 2 Tage nichts. Wir genossen wieder Land unter den Füssen zu haben und erkundeten das hübsche Örtchen Lagos am Samstag

und sonntags besuchten wir Hedwig und Pit in Portimao, das nur ca. 15 Kilometer entfernt lag. Ein freudiges Wiedersehen wurde gefeiert und natürlich die Erlebnisse erzählt.

Während unseres Aufenthalts in Lagos wollte es der Zufall, dass ein ehemaliger Arbeitskollege von Yvonne und dessen Frau in der Nähe Urlaub machten und so war schnell ein Treffen vereinbart. Wir verbrachten einen tollen Abend mit den beiden bei einem sehr leckeren Abendessen und wo es viel zu berichten gab.

Die ‚kleinen Reparaturen‘ zogen sich leider in die Länge. Entweder war kein Mechaniker oder Elektriker verfügbar oder Teile mussten noch bestellt werden. Persönliche Besuche bei Sopramar beschleunigten jeweils die Aktivitäten. Trotzdem konnten wir erst nach 10 Tagen die Marina verlassen um nach Portimao zu segeln und vor Anker zu liegen. Während der Fahrt bemerkten wir, dass auch die neue Frischwasserpumpe leckte und das ganze Kühlwasser wieder in unserer Bilge lag. Sofort informierten wir Sopramar, die dann auch am nächsten Tag den Mechaniker schickten. Die Pumpe musste ausgetauscht werden, da ein Dichtungsring defekt war. Tags darauf wurde dies erledigt und seither haben wir wieder eine trockene Bilge.

Als wir in Portimao vor Anker lagen, hat sich spontan Besuch angemeldet. Yvonne’s kleine Schwester Francy. Am 23. Juli 2016 holten wir sie mit einem Mietauto abends in Faro vom Flughafen ab. Nach einem feinen Nachtessen beim Italiener in Portimao machten wir uns müde aber glücklich zurück zur TAMANGO LOVE. Nach einem oder zwei Schlummertrunks ging es sehr spät ins Bett. Am nächsten Tag aber früh wieder raus da wir ja noch das Mietauto hatten und wir damit noch eine Rundfahrt machen wollten. Gesagt getan. Nach einem ausgiebigen Frühstück fuhren wir Richtung Sagres. Vorbei an hübschen Dörfern und einer eher trockenen Landschaft machten wir einen Zwischenstopp an einem fantastischen Strand, Aljezur-Bordeira, der wohl unter Surfern bekannt ist.

  

Nach einem ausgiebigen Fotoshooting und einer Erfrischung machten wir uns auf nach Sagres mit seinem Fort, den Klippen und einem wahnsinnigen Blick zum Cabo de Sao Vicente – diesmal nebelfrei! Unglaublich schön und eindrucksvoll.

 

Langsam meldete sich der Hunger, den wir in Lagos stillen wollten und taten. Köstlichen Salat mit Scampi und anderen Meeresfrüchten, ein Eis  und natürlich eine ausgiebige Shopping-Tour durften nicht fehlen bevor es zurück ging nach Portimao, wo wir das Auto abgeben mussten.

Der kommende Dienstag sagte einigermassen guten Wind für unsere weitere Reise an. Eines war aber sicher – in der Algarve waren wir nicht das letzte Mal. Superfreundliche Menschen, tolles Preis-Leistungsverhältnis was Lebensmittel angeht oder Besuche im Restaurant und wunderschöne Strände mit kristallklarem Wasser haben uns verzaubert.

Trotzdem wollten wir weiter. Unser nächstes Ziel war das ca. 120 Seemeilen entfernte Cadiz in Spanien. Also kam Francy in den Genuss einer Nachtfahrt. In Portimao wurden wir von Hedwig und Pit mit Trompeten und Fanfare verabschiedet. Ihre Reise endete in Portimao, wo sie die St. Helena an Land stellen und ebenfalls zurück in die Schweiz gehen – nach 4 Jahren Seglerleben.

Mit wenig Wind segelten wir dem nächsten Staat entgegen. Die Angelrute wurde ausgeworfen und genossen einfach den Tag. Auf der Höhe Faro kamen uns einige Delphin-Watching Boote entgegen, die auf dem Weg zurück in den Hafen waren. Einer fuhr so nahe hinter uns durch, dass dieser Dödel unsere Angelleine aufnahm und mitriss! Köder weg, Leine weg und die Angel war auch lädiert! Grrrr….. Das war’s fürs erste mit fischen! Nun gut, unsere Fahrt ging trotzdem weiter und der Kühlschrank war ja noch voll. So gab es zum Abendessen Spaghetti Carbonara statt Fisch. Nachts genossen wir einen unglaublichen Sternenhimmel und eine sagenhafte Milchstrasse. Viele Segler waren unterwegs, die uns aber nie zu nahem kamen. Mittags erreichten wir dann die Marina in Rota, einen Ort nahe Cadiz wo wir für 2 Tage eincheckten und uns auch gleich bei den Behörden meldeten. Am nächsten Tag setzten wir mit der Fähre nach Cadiz. Schon bei der Überfahrt, aber vorallem bei der Ankunft in Cadiz blieben unsere Münder offen stehen. Grosse Segeljachten segelten draussen oder standen im Hafen von Cadiz. Eine schöner als die andere – atemberaubend. Diverse Länder waren vertreten wie Italien, Mexiko, Russland, Deutschland oder Venezuela. Man konnte diese Schiffe sogar besichtigen, was wir aber aufgrund des grossen Andranges bleiben liessen. Stattdessen gingen wir in die Altstadt und erfreuten uns an dem hübschen Städtchen, den vielen Schuh- und Kleiderläden, den Restaurants und einfach dem bunten Treiben. Mit der letzten Fähre um 23.00 Uhr fuhren wir zurück und vielen Todmüde in die Kojen.

   

Kurz nach 10.00 Uhr lösten wir die Leinen in der Marina Rota. Grundsätzlich war unser Ziel Gibraltar. Doch der nächste Stopp war eigentlich ca. 26 Seemeilen entfernt und hiess Ensenada de Cabo Roche, wo wir ankern wollten. Der Wind zwang uns dann einen kleinen Umweg zu nehmen und um 14.00 Uhr frischte dieser auf unangenehme knapp 30 Knoten auf. Fiese Wellen spritzen übers Deck und schon bald waren wir pitschnass.

   

Francy verzog sich kurzerhand unter Deck ins Trockene. Wir hingegen entschieden uns die Sturmfock zu setzen und die Genua einzuziehen.

Nach gut 2 Stunden war das gröbste vorbei. Die Sturmfock konnte wieder geborgen und die Genua gezogen werden. Der Ankerplatz war dann leider ziemlich rollig. Nachdem wir den Besan als Stabilisator gezogen hatten, ging es aber. Dafür hatten wir am nächsten Tag, als wir den Anker einziehen wollten unsere liebe Mühe. Irgendwo hatte sich die Kette verhakt. In das kalte Wasser zu springen und in ca. 8 Meter tiefe zu schauen was los war, hatte keiner von uns Lust. Nach diversen Versuchen gelang es uns dann aber zum Glück frei zu kommen.

Bei leider fast Windstille verliessen wir die Bucht und steuerten Barbate an, welches knapp 18 Seemeilen entfernt war.

Auch hier warfen wir den Anker. Ein toller langer Sandstrand und ein Dörfchen erwarteten uns dort, welches wir erkundeten und in einem Supermarkt das eine oder andere einkaufen konnten.

Unser letzter Stopp vor Gibraltar war Tarifa. Ein gemütlicher Segeltag lag hinter uns als wir um Isla de Tarifa segelten. Der Motor wurde gestartet, Segel geborgen und wir bereiteten uns für die Einfahrt und den Ankerplatz vor als es plötzlich hinter uns laut hupte. Der Blick zurück verriet uns, dass es sich um die Schnellfähre Tarifa – Marokko handelte. Die war so schnell aufgetaucht, dass wir diese nicht bemerkt hatten. Schnellstmöglich machten wir den Weg frei bevor wir wieder Richtung Ankerplatz, der in unserem Cruising Guide beschriebene war, ansteuerten. Aber wir wurden ein zweites Mal aufgehalten. Diesmal von einem Pilot Boot. Der Matrose informierte uns, dass die Fähre in 5 Minuten den Hafen wieder verlassen werde und wir aus dem Weg müssten. Als wir andeuten, dass wir in der Bucht ankern wollten, erfuhren wir, dass dies verboten sei. Nun gut, so ankerten wir eben neben dem Hafen, was uns von dem Pilot Boot erlaubt wurde. Eine weitere rollende Nacht erwartete uns. Morgens um 9.00 Uhr kam von draussen ein lautes ‚Good Morning‘ herein. Schlaftrunken schauten wir erneut den Pilot Officers in die Augen. Scheinbar habe der Hafenmeister etwas dagegen, dass wir hier draussen vor Anker seien. Wir vereinbarten, dass wir noch Frühstückten und dann verschwinden würden.

Nur mit der Genua, 15-20 Knoten Wind und absolut keine Wellen segelten wir Gibraltar entgegen. Herrlichstes Segelfeeling!

 

Die Einfahrt in die Bucht von Gibraltar war ebenfalls spektakulär. Ringsum lagen diese grossen Container-Schiffe und Tanker vor Reede und wir segelten mittendrin. Vorbei an Gibraltar entschieden wir uns für die Marina Alcaidesa in La Linea de la Conception, welche einiges günstiger ist als die Marinas in Gibraltar. Des Weiteren wollten wir in Spanien unsere Rettungsinsel endlich überprüfen lassen.

Die letzten Tage bevor Francy wieder in die Schweiz flog, verbrachten wir mit Shoppen, Besuch in Gibraltar, Ausflug auf den ‚Rock‘ (Affenberg)

   

und am Strand von La Linea.

 

Am Samstagmorgen, 6. August in aller Früh – 6.00 Uhr - mussten wir alle aufstehen und Francy zum Flughafen Malaga fahren, welcher ca. 120 Km entfernt ist. Gut in der Zeit dafür ca. 30 Euro ärmer (Mautkosten) verabschiedeten wir uns von unserem Besuch. Für den Rückweg suchten wir uns Mautfreie Strassen und machten noch einen Abstecher nach Ronda. Über eine hügelige, grüne, der Schweiz sehr ähnliche Landschaft erreichten wir das historische Örtchen Ronda. Auf ca. 700m ü. Meer erwartete uns ein hübsches sehr touristisches Städtchen, welches auf einem rundum steil abfallenden Felsplateau liegt. Die Altstadt ist vom neueren Stadtteil durch eine tiefe Schlucht getrennt und nur durch 3 Brücken miteinander verbunden. Der Blick von oben in die ca. 100 Meter tiefe Schlucht ist ebenso atemberaubend wie der Blick von unten nach oben!

Die nächsten Tage vergingen mit Putzen, aufräumen, Lüftungskästen neu lackieren, den neuen Kochherd montieren und einfach das Marina-Leben geniessen. Die Rettungsinsel wurde von der Servicefirma abgeholt und die Rückgabe würde nicht vor dem 16. August stattfinden. Sobald diese wieder geliefert wird, machen wir uns auf den Weg zu den Balearen. Da freuen wir uns jetzt schon sehr darauf. Die Bilder im Cruising Guide sehen jedenfalls vielversprechend aus. Bis dahin wünschen wir noch einen schönen Rest-Sommer!

Weitere Bilder unter:http://www.tamango.ch/fotos/atlantik/portugal und http://www.tamango.ch/fotos/atlantik/spanien-atlantik

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