Renovation 2011/2012

Seit Jahren sprachen wir davon, 2013 mit unserer Tamango Love die Welt zu erkunden und haben fleissig gespart, damit wir mit einer frisch renovierten und auf dem neuesten Stand der Technik ausgerüsteten Yacht loslegen können. Unser ‚kleines’ Refit, das einige Monate dauern sollte, stellte sich als Komplettrenovation heraus, die mehr als ein Jahr dauerte – von den Kosten reden wir erst gar nicht! Aber alles der Reihe nach!

2007 haben wir ein Gutachten über den Zustand der Yacht erstellen lassen. Erstaunlicherweise ergaben der Test, dass der Stahl-Rumpf dem Alter entsprechend in einem adäquaten Zustand sei was uns schlussendlich dazu bewegte, die Tamango Love zu renovieren und nicht zu verkaufen. Zur Unterstützung konnten wir glücklicherweise Haluk motivieren. Hatte er doch schon seine eigene Yacht gebaut, ist international anerkannter Gutachter, Türke, sprach unter anderem Deutsch und hat sehr gute Kontakte zu Lieferanten und kannte die besten Arbeiter. Er erwies sich als Glücksgriff!

Unser Plan war, die dünnen Stahlstellen – gem. Gutachten ca. 20% - zu erneuern, neuer Aufbau des Unterwassers, Erneuerung der kompletten Elektrik und neue Navigationsgeräte und das ganze Rigg musste kontrolliert und entsprechende repariert werden.

Nach einer kurzen Inspektion, provisorischen Leck-Verschweissungen am Heck und einem Motorencheck haben wir im Mai 2011 die Tamango Love von der Yacht Marina, Marmaris zur Albatros Marina überführt wo wir die ganzen Arbeiten in Angriff nehmen wollten. Nach ca. 5 Jahren an Land stehend, sah unsere Tamango Love ziemlich traurig und mitgenommen aus! Der Rost war von allen Seiten sichtbar – Zeit für ein Facelifting!

Tamango-Love-vor-Refit Tamango-Love-vor-Refit_1

Im August 2012 fiel dann der Startschuss! Mehr oder weniger zu zweit haben die ganze Yacht ausgeräumt und das ganze Innenleben demontiert. Anfänglich wurde jede einzelne Latte und Schraube sorgfältig entfernt und beschriftet, bis wir dann leider merken mussten, dass ein grosser Teil nicht mehr zu gebrauchen war. So haben wir uns entschlossen, den Innenausbau komplett neu machen zu lassen. Nach den ersten 3 Wochen waren die Masten gelegt, das Schiff ausgeräumt und die Sachen wie Geschirr, Pfannen, Salon Polster, Kochherd, Ofen, Bücher, Bettzeug, Fender, Leinen und Schoten, Dingi mit Motor etc. fein säuberlich geputzt und in einem gemieteten Apartment verstaut. Was so alles in einem Schiff Platz hat! Das Schiff war ausgehöhlt und das Deck von Teerplatten, die vor ein paar Jahren angebrachten wurden, entfernt. Was für eine Schweinerei!

Innen-Sicht-Achtern Sicht-Bug
von-Achtern Deck-mit-Teerplatten

Leider musste Yvonne nach 3 Wochen wieder zurück in die Schweiz und Heinz blieb alleine zurück. Der Arme hatte ja keine Ahnung was noch alles auf ihn zukam – ausserdem hatte er absolut keine handwerklichen Erfahrungen was das Ganze nicht einfacher machte! Heinz musste sich also auf die Erfahrung der türkischen Arbeiter verlassen, was ihm nicht immer behagte. Die Endkontrolle abgeschlossener Arbeiten machte dann aber unser Freund Haluk.

Der Schweisser hatte nun mit der Arbeit begonnen. Der Erste Job für Heinz war das Entrosten vom Schiffsinnern mit einer Luftdrucknadelpistole, einem Winkelschleifer und Terco-Scheiben. Dies bedeutete, das die ganze Farbe und jeder einzelne Zentimeter abgeklopft und abgeschliffen werden musste. Das hatte leider zur Folge, dass immer mehr Löcher und dünne Stellen zum Vorschein kamen. Von den geplanten 9 m2 Stahl, die ersetzt werden sollten, wurden schlussendlich ca. 45 m2! Daraus resultierend hatte der Schweisser anstelle 3 Wochen über 3 Monate!

Stahlarbeiten Deck-mit-Rostlöchern Love-lachend

Diese Verzögerung generierte wiederum Verzug für den Schreiner. Der konnte nicht arbeiten, solange geschweisst wurde, bzw. die Anti-Rostfarbe aufgetragen war. Inzwischen war es Anfang Dezember, die Stahlarbeiten waren endlich fertig, das Unterwasser, Heck, Ruder, Kiel und Deck wurden mit 15 Tonnen Sand gestrahlt. Nun musste das ganze Schiff vom Sand wieder befreit und fürs streichen vorbereitet werden. Die nächsten paar Wochen hiess es im Schiffsinnern: entrosten, malen, entrosten, malen, entrosten, malen… Zu allem Überfluss waren die Temperaturen in Marmaris so kalt wie seit 30 Jahren nicht mehr, und das anstreichen der Anti-Rost-Farbe war nicht ganz einfach. Es musste also ein Ofen her um die Temperatur im Schiff bzw. der Farbe zu erhöhen, damit diese streichfähig wurde.

15-Tonnen-Sand Anti-Rost-Farbe-Deck
Anti-Rost-Farbe-innen Anti-Rost-Farbe-Unterwasser

Mitte Januar 2012 war es endlich soweit! Der Schreiner fing mit der Raumaufteilung an. Langsam konnte man sich wieder vorstellen, wo was hinkam. Eine wichtige Frage, die uns beschäftigte, war welche Isolation wir wählen sollen? Herkömmliche Pavatexplatten wie gehabt, spezielle Isolationsmatten oder gar das Schiff ausschäumen? Ein Blick ins Internet hat uns leider nicht wirklich weiter geholfen. Für jede Art der Isolation auf Stahlschiffen gab es so viele Befürworter wie auch Gegner! Aufgrund des geringen Arbeitsaufwandes (1 Tag) und der Tatsache, dass mit dieser Technik eine lückenlose Isolierung am ehesten gewährleistet ist, haben wir uns für das Ausschäumen entschieden. Und plötzlich standen wir in einer Tropfsteinhöhle!

Schaum-isolation Schaum-isolation_1

Nach dem alle Wände und Decken – alles was sich ca. 1m oberhalb der Bilge befand - ausgeschäumt waren, musste der überschüssige Schaum wieder entfernt werden. Ebenso wurde kontrolliert, ob wirklich jede Stelle eingeschäumt war. Gegebenen falls wurden diese nachgebessert. Wichtig ist, dass sich kein Kondenswasser bilden kann.

Beim Schaum abtragen

Nach dem Ausschäumen war es nun Zeit für den Elektriker! Dieser konnte die Kabelkanäle und Kabel legen. Langsam aber sicher geht’s wieder vorwärts und eng auf bzw. im Schiff! Drei Handwerker sind nun am Werk: der Schreiner, der Elektriker und gespachtelt und geschliffen wird auch noch! Das heisst, nun müssen die Arbeiten koordiniert werden, damit nicht alle einander im Wege stehen! Dafür engagierten wir einen erfahrenen Segler und tollen Allrounder im Bereich Stahl, Sanitär oder Schreinerarbeiten: David! Erstens hat er von der Materie Stahl sehr viel Ahnung da er selber eine Stahlyacht besitzt und diese auch selber umgebaut hat und in Schuss hält und zweitens ist er schon seit Jahren in Marmaris und kennt alle wichtigen Shops.

Kabelleisten Bugkabine
Duschbereich Toilette

Der Schreiner war nun mehr oder weniger fleissig am Werkeln. Wie so oft in südlichen Ländern, ist die Arbeitsmotivation leider sehr oft begrenzt. So wussten wir nicht immer wo und was unser Schreiner macht! Dies hatte zur Folge, dass wir schlussendlich vier verschiedene Schreiner an Bord hatten (nacheinander!) und jedesmal wieder unsere Pläne und Wünsche erklären mussten. Mühsame Sache! Ausserdem kostete dies immer wieder Zeit!

Zwischenzeitlich wurde die Bilge soweit vorbereitet, dass der komplett überholte, frisch gespritzte Motor wieder seinen gewohnten alten Platz einnehmen konnte. Wie lange die Bilge wohl so schön weiss bleibt!? Egal. Alle benötigten Schläuche, Pumpen, Filter und das Stevenrohr wurden ebenfalls montiert. Es ist übrigens erstaunlich wieviel Meter Schlauch in einem Schiff Platz haben bzw. benötigt wird!

Bilge Bilge-mit-Schlauch_Filter
Motor Motor-im-Anflug

Nicht nur im Schiffsinnern wurde gearbeitet, auch Aussen wurde fleissig gespachtelt, geschliffen und gemalt. Immer wieder, immer wieder. Dies um eine glatte und saubere Schalen- und Decksform zu erhalten, ohne Dellen, Unebenheiten oder Schweissnähte. Diese Arbeiten zogen sich über die nächsten sieben Monate hin.

Bug-Spachteln Steuerbord-Spach Deck-spachteln

Nach dem der Elektriker die ganzen Kabel verlegt hatte, wurden alle neuen Geräte an Bord gebracht: Generator, Kühlschrank und –Box, Wassermacher und Waschmaschine.

Generator Waschmaschine

Anfangs Mai 2012 konnten wir das Aussenboard und Deck endlich endlackieren. Wir haben uns für ein Oyster-Weiss und Mitternachtsblau entschieden. David gab uns den Tipp Autolackierfarbe einzusetzen. Die sei genauso gut wie spezielle Schiffsfarbe nur bedeutend günstiger. Als Antirutsch auf Deck wurde dieselbe weisse Farbe eingesetzt, die dann mit Sand von Allgrip gemischt und aufgespritzt wurde.

Oysterweiss_Mitternachtsblau Antirutsch

Mitte Juli 2012 war es endlich soweit: Die Tamango Love soll ins Wasser! Nun kam der Rigger und musste das ganze Rigg kontrollieren. Beim Besan mussten alle Wanten ersetzt werden und die Mastfüsse beim Gross- und Besanmast wurden ebenfalls neu gemacht. Raymarine montierte den Radar-Topf, Radio Antenne sowie den Autopilotkompass am Besanmast. Die Antenne für Funk und den Windmesser für das Tridata erhielten ihren Platz am Grossmast. Nachdem alles an seinem Platz festgemacht wurde, konnten nun die Masten gestellt werden. Dem Einwassern stand nichts mehr im Wege. Alle waren gespannt, welche Überraschungen sich ergeben würden. War alles Dicht? Läuft der Motor? Ruder Anlage in Ordnung? Etc. Und siehe da, alles war in bester Ordnung!

Tamango-ohne-Mast Mast-Montage Einwasserung

Nun wurde der komplette Innenausbau noch lackiert, das Teakdeck wurde fertig geschliffen und die Fenster und Luken wurden montiert.

Nach langen und manchmal wirklich sehr harten 13 Monaten ist unsere Tamango Love ein Schmuckstück geworden. Wir freuen uns auf die kommenden Jahre, die wir mit Ihr auf den Weltmeeren verbringen werden. Hoffentlich immer mit Fair Winds und einer Handvoll Wasser unter dem Kiel!

Fotos von der neuen Tamango Love sind unter FOTOS INNEN und FOTOS AUSSEN zu finden!