Türkei September 2013

Yvonne in Bozukkale

Nach zwei wunderbaren und sehr erholsamen Tagen in unserer Lieblingsbucht Bozukkale haben wir am Montag, 26. August in unserer altbekannten Albatros Marina das allererste Mal komplett selbständig am Pier festgemacht. Normalerweise stehen immer einige Marina Arbeiter bereit um uns die Leinen abzunehmen und am Jetty festzumachen. Aber an diesem Tag war irgendwie kein Mensch zu sehen. Wussten die etwa nicht dass wir kommen?! Nun ja, uns blieb nichts anderes übrig als es alleine zu versuchen. Also hiess es für Yvonne Anker ab und Heinz fuhr langsam rückwärts dem Per entgegen. Als er genug nahe war, sprang Yvonne mutig zum Betonsteg und band das Schiff an. Nochmals die Ankerkette kontrolliert, mussten wir uns eingestehen: wow, das haben wir nun aber wirklich super gemacht! J Zum Glück wussten wir nicht was uns am nächsten Tag erwartete ansonsten wären wir wohl im Bett geblieben. Der Tag hatte grundsätzlich gar nicht schlecht angefangen. Leider mussten wir unser Dinghi nochmals zum Doktor bringen weil sich der Kunststoff am Brett, wo der Motor befestigt wird, ablöste. Zurück auf dem Schiff wollte Yvonne E-Mails checken und ein neuer Bericht für den Blog war auch schon wieder fällig. Heinz machte sich derweil an unserem Generator zu schaffen, weil von irgendwo Wasser ins Schiff lief. Der Grund war schnell gefunden. Der Auspuff war nicht sauber abgedichtet was Heinz sofort nachholte. Natürlich musste kontrolliert werden, ob die Arbeit korrekt verrichtet wurde. Dies ging nur wenn der Generator lief. Glücklicherweise war nun alles dicht und kein Wasser rann mehr in unsere Bilge. Hatte man schon die ganze Holzabdeckung weggemacht und freie Sicht auf den Generator, wollte Heinz diesen noch genauer unter die Lupe nehmen. Zur Erinnerung: der Generator lief noch immer! Heinz guckte ein bisschen hier und dort. Irgendwie rattert da was. Was das wohl ist und kann man das beheben? Also hier ein bisschen drücken und dort anfassen und plötzlich hörte Yvonne, die draussen am Laptop arbeitete, ein lautes SCHEISSE…. Auaaaa… und dann ihren Namen. Als sie den Niedergang runterkam, hing Heinz jammernd über den beiden Spülbecken. Du liebe Güte! Die Küche sah aus wie nach einem riesen Massacker! Überall nur Blut! Das Spülbecken war voll und ringsherum alle Wände verspritzt! Was war passiert? Heinz hatte ausversehen in den laufenden Ventilator gegriffen! Völlig überfordert fragte Yvonne was sie nun machen solle. Wahrscheinlich im Schockzustand war Heinz erstaunlich ruhig. Geistesgegenwärtig verlangte er nach dem Erste-Hilfe-Kasten bzw. einem Tuch und einem Druckverband. Das Tuch war schnell gefunden und um seine rechte Hand gewickelt. Mit einem echten Schweizer Armee-Sackmesser haben wir dann einen Druckverband um Heinz‘ Handgelenk gemacht und sind Richtung Taxistand gelaufen. Unterwegs haben wir diverse bekannte Marina Arbeiter getroffen, die uns ihre Hilfe anboten. Wie wir Schweizer sind, wollten wir niemandem zur Last fallen und sagten, dass wir ein Taxi zum Spital nehmen werden. Nun ja, wie es öfters im Leben ist, wenn man eins braucht, ist keines da! Also haben wir beim Pförtner der Marina ein Taxi bestellt. Inzwischen kam auch schon die nette Melda vom Büro (die wahrscheinlich vom Pförtner informiert wurde) und fragte, ob sie uns fahren oder unseren guten Freund Haluk anrufen solle. Wir lehnten dankend ab. Nach unendlich langen wahrscheinlich nicht mehr als 5 Minuten kam endlich das ersehnte Taxi. Wir stiegen ein und der Pförtner schrie dem Taxifahrer nach: Hadi, hadi…. (schnell, schnell!!). Dies hatte dieser ziemlich ernst genommen. Was für eine Taxifahrt! Wie ein Irrer raste der Taxifahrer Richtung Spital. Er lieferte uns Überholmanöver der Extraklasse, fuhr bei Rot über die Kreuzung und sein Tempo war mit Sicherheit Rekordverdächtig. Das während dieser Fahrt niemand zu Schaden gekommen war, war Yvonnes Ansicht ein Wunder! Wie auch immer – im Spital angekommen, wurden wir gleich in einen Raum geführt, wo Heinz‘ Hand angeschaut wurde. Der Druckverband wurde gelöst, das Sackmesser und den Verband erhielten wir zurück und das Tuch haben wir gleich entsorgt, weil es von Blut durchtränkt war. Heinz wurde zum Röntgen geschickt und für Yvonne hiess es nun warten. Nach ca. 2 Stunden kam Heinz zurück. Glücklicherweise hatte er nur sehr tiefe Schnittwunden an drei Fingern. Keine Sehnen waren verletzt und gebrochen war auch nichts. Die Schnittwunden wurden mit ca. 30 Stichen genäht und beim Zeigefinger wurde ihm der Nagel ausgerissen um besser nähen zu können. Stunden später kamen wir zurück in die Marina. Nun hatten wir uns definitiv ein Bier verdient, das wir im Marina Restaurant tranken! Während wir allen erzählen mussten war passiert war, kam der Pförtner mit zwei Blumengestecke und überreicht uns diese mit den besten Genesungswünschen im Namen der Marina. Das war eine tolle und absolut unerwartete Geste, die wir am nächsten Tag persönlich verdankten. Die nächsten Tage waren für uns beide nicht ganz einfach. Die nächsten Gäste kamen bald und nun blieb die ganze Arbeit an Yvonne hängen. Schiff von innen und aussen putzen, Grill und Dinghi schrubben und abends auch noch unter Heinz Anweisung kochen.

Heinz mit kaputten Fingern

Heinz ging täglich zum Arzt zum Verbandswechsel und am Samstagmorgen verlegten wir uns dann von der Albatros in die Netsel Marina und erwarteten unsere nächsten Gäste - Lory, eine ehemalige Arbeitskollegin von Yvonne, deren Freund Markus und Nicole, eine gute Freundin von Lory. Sie verbrachten die nächsten zwei Wochen auf der Tamango Love. Nicole und Lory waren Wiederholungstäter. Sie waren nämlich 2006 bereits auf der Tamango Love.

Yvonne Heinz Nicci Lory Markus

Die ersten Tage waren geprägt von sehr viel und böigen Winden und hohen Wellen. Am dritten Tag kamen wir nach Bozukkale. In der Regel ist es in den Buchten ruhiger als draussen auf dem ‚offenen‘ Meer. Aber an diesem Tag bliess ein sehr starker Westwind in die Bucht. Die Windböen hatten teilweise über 30 Knoten (7 Beaufort). Also genau wie draussen. Da Anlegemanöver mit unsem Langkieler bei solch starken Winden eher schwierig sind, entschieden wir uns für ein Vorwärtsanlegemanöver. Normalerweise legen wir ja mit dem Heck an den Steg an. Alles klappte ausgezeichnet auch dank der Hilfe der Jungs, die dort Arbeiten. Tagsüber Schiffe anbinden, abends Essen und Getränke servieren. Ein harter Job. Der Wetterbericht für den nächsten Tag sagte leider noch mehr Wind an und deshalb entschlossen wir uns einen Badetag bzw. ein Wandertag in Bozukkale einzulegen.

Wandertag in Bozukkale

 

Dies auch aus Sicherheitsgründen unseren Gästen gegenüber. Im Nachhinein müssen wir sagen, dass dies eine sehr gute Entscheidung war. Abends kamen diverse Segler mit einem gerissenen Vorsegel rein. Scheinbar tobte draussen ein echter Sturm mit bis zu 40 Knoten Wind! Abends war der Steg dann auch gerammelt voll. Dank unseren guten Connections erhielten wir im Sailors House bei Mustafa einen Tisch im windgeschützten Teil des Restaurants. Nach dem Abendessen holten drei deutsche Segler ihre Gitarren und trällerten ein Lied nach dem anderen. Es wurde eine absolut gelungene Party, wo viel gesungen und getanzt wurde und viele Nationen zusammen feierten. Einfach toll und unvergessen!

 Lecker Fisch bei Sailors House

Am nächsten Tag ging es dann für uns weiter. Mit immer noch mehr als genug Wind segelten wir nach Griechenland in eine Bucht, die uns tags zuvor ein Türke empfohlen hatte. Perfekt um Mitternacht hörte dann endlich der Wind auf zu blasen und wir hatten eine schöne ruhige Nacht. Tja, der Wind hatte dann für die nächsten Tage ausgeblasen. Was für uns gemütliche Segeltage bedeutete. Aber was wären wir ohne wenigstens eine Reparatur wenn Gäste auf der Tamango Love sind. In einer wunderschönen Bucht bemerkten unsere Gäste früh morgens plötzlich, dass mit der Toilette etwas nicht stimmte. Irgendwie füllte sich die Toilette immer wieder mit Wasser bzw. es war eher Urin. Und wie es der Zufall wollte, war Markus gelernter Sanitär! Also nahmen die Herren die Toilette bzw. die Spülung auseinander. Der Fachmann hatte den Grund schnell gefunden. Leider gab es hin und wieder Zeiten wo die Pumpspülung ziemlich harzig zu bedienen war. Aus früheren Zeiten wusste Heinz, dass man mit Salatöl die Spülung wieder zum Laufen bringen kann. Scheinbar ist es aber besser, den Gummiring in der Spülung zu fetten und nicht zu ölen. Öl hat leider die Eigenschaft, Schmutz aufzunehmen und entsprechend zu Verstopfen. Fett sei viel besser. Ausserdem sollte der Vorgang alle paar Wochen wiederholt werden. Nun gut, wieder etwas gelernt. Bevor wir dann endlich Frühstücken konnten, wollte unser türkischer Nachbar die Bucht verlassen. Dummerweise hatten wir unsere Ankerkette über seine Ankerleine geworfen. Wieso schmeisst der seine Leine auch quer durch die Bucht!? Grrr… Frühstück musste warten. Es gab leider nur eine Möglichkeit: Anker lichten und danach neu ankern – natürlich wieder mit Landleine weil wir nicht die einzigen in der Bucht waren und alle mit Landleine ankerten. Dieses Manöver hatten wir bereits am Vorabend gemacht und deshalb war es keine grosse Sache. Aber danach gab es endlich das verdiente Frühstück. Die restlichen Tage konnten wir mit gemütlichem segeln abschliessen. Vielen Dank Euch dreien! Es waren zwei schöne Wochen!

 Markus Yvonne und Lory Nicci beim Party machen

Morgens haben wir die Drei verabschiedet und gegen Mittag erwarteten wir bereits unsere letzten Gäste – die Jungs vom Why Not – Marco, Steve, Harry und Martin.

Marco Yvonne Heinz Martin Steve Jungs im Wasser

Nun mussten wir uns aber sputen um klar Schiff zu machen. Heinz war leider noch immer keine grosse Hilfe mit seinen demolierten Fingern. Am Freitag war er nochmals beim Arzt, wo ihm dann die Fäden gezogen wurden. Yvonne hatte das ganze Schiff aussen sauber gemacht und am Samstag wurde nun das Innenleben auf Hochglanz poliert, Bettwäsche musste noch gewaschen und wieder angezogen  werden etc. Pünktlich waren wir mit all unseren Arbeiten fertig – aber wo blieben denn unsere Gäste? Mit ca. 3 Stunden Verspätung trafen diese bei uns ein mit folgender Geschichte: Das totale Chaos war am Flughafen ausgebrochen. Scheinbar waren die Gepäckbänder kaputt und diverse Flieger landeten mehr oder weniger zur selben Zeit. Die Ankunftshalle war proppen voll mit Touristen, die auf ihr Gepäck warteten. Eine Ewigkeit verging, bis die Jungs ihr Gepäck in Empfang nehmen konnten. Die zweite Problematik war ein Paket, was sie für uns mitnehmen sollten. Darin war ein brandneuer Windgenerator, den wir in Deutschland bestellten. Es fragen sich nun sicher einige warum wir den nicht gleich in die Türkei liefern liessen. Leider kommen solche Geräte nicht einmal mit DHL-Versand beim Empfänger in der Türkei an, deshalb dachten wir, dies wäre die bessere Wahl. Jedenfalls musste dieses Gerät verzollt werden. Der Knackpunkt war, dass das Zollbüro am Samstag nicht geöffnet hat. Also musste das Paket da bleiben und an einem Wochentag beim Zoll abgeholt werden. Na toll! Dies bedeutete für uns Routenänderung und mit Steve nochmals nach Dalaman zum Zoll um unser Paket auszulösen. Also machten wir uns auf Richtung Göçek, ein hübsches typisch türkisches Dorf. Tags darauf fuhren Steve und Heinz mit dem Taxi zum Flughafen Dalaman und regelten die ganze Sache mit dem Windgenerator. Leider mussten wir über 900 Lira (ca. 450 Franken) Einfuhrsteuer bezahlen was fast 30% vom Warenwert entspricht. Da wir unter Schweizer Flagge segeln, ist der Windgenerator aber eigentlich auf Schweizer Boden und deshalb können wir dieses Geld wieder zurückfordern. Aber dazu später! Irgendwie haben die Jungs das kalte und nasse Wetter aus der Schweiz mitgebracht. Kaum unterwegs hatte es doch tatsächlich nachts angefangen zu regnen! Fix mussten alle Luken dicht gemacht werden und die Sitzpolster im Cockpit ins trockene gebracht werden – und das um 1 Uhr morgens. Da es ein ziemlich anstrengender Tag war mit viel Wind und Wellen, waren doch tatsächlich auch schon alle um diese Zeit im Bett. Überhaupt waren die ganzen zwei Wochen geprägt von entweder sehr viel Wind und Wellen oder aber Flaute.

Harrys Lieblingsplatz Martin am Steuer Marco beim Segeltrimm Steve am Faulenzen

Das Highlight war sicherlich der Besuch von drei Delfinen, die mehrere Minuten vor unserem Bug herschwammen. Auge in Auge mit einem Delfin – was für ein Erlebnis! Da schmolzen sogar die Männer dahin. Den letzten Abend haben wir dann in einer Rock Bar namens Davy Jones bei sehr viel Bier ausklingen lassen. Ein wirklich Gänsehaut bringender Gitarrist gab sich die Ehre und so blieben wir bis um ca. halb vier in der Früh. Martin bewies seinen Mut indem er – erst linkes, dann rechtes Bein, dann linker Arm, rechter Arm und dann Ranzen an die Stange – die Feuerwehrstange im Davy Jones runter sauste! Respekt! Einige Stunden später reisten dann Harry, Marco und Steve zurück nach Hause. Martin blieb noch bis Dienstag und half uns beim Schiff und Dinghi putzen und diversen anderen kleinen Arbeiten. Nochmals velen Dank Martin.

Dienstagmorgen früh haben wir Martin verabschiedet und haben uns nochmals aufs Ohr gelegt bevor wir dann eine Tour durch Marmaris machten. Der Himmel war schon ziemlich wolkenbehangen und zeitweise regnete es auch leicht. Nichtsdestotrotz machten wir uns auf den Weg in die Sanayi (Industrie) um ein Verbindungsteil vom Hauptmast/Baum flicken zu lassen, dann musste Heinz noch ein letztes Mal zum Arzt um seine Finger zu zeigen und zum Schluss hatten wir noch die Rückforderung der Einfuhrsteuer unseres Windgenerators auf der To Do-Liste. Bei der Rückfahrt mit dem Bus vom Krankenhaus zum Zollamt fuhren wir am Strand entlang. Du meine Güte - einen solchen Wellengang hatten wir hier in den 10 Jahren noch nie gesehen! Richtig beängstigend was da von draussen herein kam! Einheimische Gulets, die normalerweise am Pier liegen, haben sich für freies ankern entschieden und eine kleine Segeljacht tanzte wie eine Nussschale in den grossen Wellen. Da wurde man ja schon vom Zuschauen Seekrank! Zum Glück lagen wir im sicheren Hafen! Mit dem Bus fuhren wir direkt zum Zollamt und brachten da unser Vorliegen vor. Wir hatten den Eindruck, dass die ganzen Beamten völlig überfordert waren bzw. niemand so genau wusste was wir wollten. Nach dem dritten oder vierten Beamten schien doch der Eine zu verstehen, was wir wollten. Nur sagte dieser immer wieder, wir müssten den Windgenerator herbringen, weil er ihn sehen wolle oder müsse. Etwa drei Mal fragte er Heinz, ob er ein Auto hätte, was Heinz natürlich verneinte. Des Weiteren sagte Heinz mehrmals, dass der Windgenerator bereits montiert sei und wir diesen nicht herbringen könnten. Ausserdem liege unser Schiff unterhalb des Zollbüros (Luftlinie ca. 200m) in der Netsel Marina und ob er den Windgenerator nicht auf dem Schiff anschauen könne. Schlussendlich hat der Zollbeamte nachgegeben und wir mussten mit dem Taxi aussenrum in die Marina fahren. Ein kurzer Blick genügte und wir fuhren wieder zurück.

Neuer Windgenerator

Auf dem Rückweg wurden wir dann informiert, dass das Zollbüro das Geld nicht auszahlen kann sondern wir müssten zum Steueramt. Nach den erledigten Formalitäten – alles wurde von Hand in ein grosses Buch geschrieben und eine Bestätigung abgestempelt – fuhren wir mit dem Taxi zum Steueramt. Inzwischen schüttete es wie aus Eimern und der Taxifahrer fuhr wie ein Irrer trotz angelaufenen Frontscheiben und Unmengen von Wasser auf der Strasse. Yvonne hielt mehr als einmal die Luft an, weil sie dachte – nun knallt‘s! Aber wir kamen heil beim Steueramt an. Das Taxometer zeigte bereits knapp 50 Lira an. Netterweise bot der Taxifahrer an zu warten und den Taxometer zu stoppen. Also rein ins Steueramt. Schnell wurden wir an die richtige Stelle geschickt. Dort wurden wir informiert, dass nur Beträge bis 650 Lira bar ausbezahlt werden dürfen. Höhere Beträge müssten auf ein türkisches Bankkonto überwiesen werden. Heinz und ich schauten uns an – hatten wir doch vor ca. 2 Monaten unsere türkischen Bankkonten aufgelöst, weil wir dachten wir benötigen diese nicht mehr! So ein sch….! Leider konnten wir da nichts ausmachen, die Mädels auf dem Steueramt blieben stur. Also fuhren wir zurück zur Marina. Taxometer schlussendlich bei 75 Lira (ca. knapp 40 Franken) und erreicht hatten wir eigentlich nichts! Nach Rücksprache mit unserem Zollmax führte leider kein Weg an einem türkischen Bankkonto vorbei. Also machten wir uns am nächsten Morgen immer noch im strömendem Regen und kalten 15 Grad zu unserer ‚alten‘ Bank und versuchten das gelöschte Konto schnellstmöglich wieder zu re-aktivieren, was tatsächlich problemlos und schnell funktionierte. Also weiter zum Steueramt mit den entsprechenden Dokumenten. Das Geld sollte nun innerhalb von etwa 2 Tagen überwiesen werden. Nach so viel Erfolg machten wir uns wieder auf den Rückweg zum Schiff. Doch je näher wir dem Liegeplatz kamen, desto komischer fühlten wir uns. Irgendwie war unsere riesige Schweizer Flagge nicht auszumachen, ebenso wenig unsere zwei Masten. Wir standen tatsächlich vor einer Lücke und wo war unser Schiff? Ein im Dinghi vorbeifahrender Marinero wurde von uns gestoppt und mit zuckenden Schultern und Handzeichen wollten wir wissen wo unser Schiff abgeblieben war. Dieser kam lächelnd auf uns zu und forderte uns auf in sein Dinghi zu steigen. Scheinbar musste unser Liegeplatz für eine Jacht mit Jahres-Kontrakt freigemacht werden. Also alles halb so schlimm. Tja unser Plan war sowieso wegen Kostengründen die Marina zu wechseln. Dies sollte in ca. 1 Stunde geschehen. Inzwischen hatte der Himmel aufgerissen und die Sonne schien wieder. Also bezahlten wir die Hafengebühren und legten ab und machten uns auf den Weg zur anderen Marina, die ca. 15 -20 Minuten entfernt lag. Dort angekommen, warteten wir auf den Dinghi-Service der uns dann aber leider mitteilte, dass die Marina keinen Platz frei hätte. Mittels Funk liessen wir uns dies nochmals bestätigen. Hmm… das passte so ganz und gar nicht in unsere Pläne. Die Marina wäre mehr als die Hälfte günstiger gewesen. Also versuchten wir unser Glück mal wieder bei der Albatros Marina. Leider sind die Liegeplätze dort überhaupt nicht geschützt. Im Kopf die Bilder der letzten Tage stimmte uns dies nicht gerade glücklich. Nun gut wir entschlossen uns trotzdem dorthin zu fahren. Nach einem kurzen Telefongespräch mit der Albatros Marina konnten wir dann an unserem gewohnten Platz anlegen. Diesmal erhielten wir auch wieder Anlegehilfe. Noch nicht richtig angelegt, sagte der eine Marinero wir sollten doch hinten im Fluss anlegen weil für die nächsten Tage viel Wind angesagt sei. Weil es dort einige Sandbänke gibt, erhielten wir genaue Anweisungen wie wir dort einfahren sollten. Wir hievten also den Anker und fuhren Richtung Fluss vorbei an der Slip-Anlage, die natürlich weit ins Wasser führt. Aus welchem Grund auch immer fuhr Heinz viel zu nahe daran vorbei und wir setzten mit dem Kiel prompt auf. Es gab kein Vor oder Zurück mehr – wir sassen fest! Schöne Bescherung! Zu allem Überfluss war auch noch das Dinghi der Marina defekt und konnte uns nicht aus der Misere helfen. Mit vereinten Kräften der Marina Crew schafften wir nach ca. 1 Stunde das freikommen. Ufff… das war eine weniger schöne Erfahrung. Ausserdem wurden wir zwischenzeitlich informiert, dass wir von der Marina keine Erlaubnis hätten im Fluss anzulegen. Der eine spricht wohl nicht mit dem anderen! Also zurück an den Ankerplatz wo wir vor einer Stunde schon waren. Nachdem wir angelegt hatten, wollten wir uns im Büro nach dem Wetterbericht erkundigen. Sollte es wirklich sehr viel Wind geben, wollten wir nicht da bleiben. Leider war es tatsächlich so und deshalb entschieden Heinz und Yvonne wieder zurück in die Netsel Marina zu fahren. Dies war ein 4 Stunden-Ausflug absolut für die Katze!

Nun liegen wir seit einer Woche in der Netsel Marina und machen unser Schiff startklar für unsere grosse Reise. Mit dem Motor sind wir noch nicht ganz zufrieden, der verliert noch Öl und irgendwie wird er auch nicht richtig heiss. Endlich haben wir kompetente Arbeiter gefunden, die wirklich wissen was sie machen. Des Weiteren werden noch Garantiearbeiten vom Maler durchgeführt und wir haben bzw. hatten auch noch das eine oder andere zu erledigen wie Ankerkasten putzen, Ankermarkierung bei 75m anbringen, Bilge leeren, Wäsche waschen, letzte Impfung noch hinter uns bringen, Bunkern etc. Rückblickend auf die letzten vier Monate können wir sagen, dass wir hier sehr viel Segelerfahrung machen konnten. Es waren tolle erlebnisreiche Wochen mit unseren Gästen, in denen wir viel gelacht haben. Von der Grosszügigkeit und Hilfsbereitschaft unserer Gäste und auch Menschen, die wir unterwegs angetroffen haben, sind wir beeindruckt und überwältigt.

Heinz und Yvonne im Karia Luna Heinz und Yvonne Castle Bozukkale

In 2 Tagen soll es nun definitiv losgehen. Unsere gewählte Route geht zuerst nach Rhodos, wo wir Heinz Mami noch richtig verabschieden, dann nach Kreta (ca. 240 SM oder ca. 2.5 Tage) wo wir noch ausklarieren müssen, dann Malta (ca. 480 SM oder ca. 4 Tage), Gibraltar (1020 SM oder ca. 8.5 Tage) und dann zu den Kanarischen Inseln (780 SM oder ca. 6.5 Tag). Das heisst vor uns liegen mehr als 2500 Seemeilen, die wir in ca. 21 Tagen segeln wollen. Wir sind beide gespannt, wie und was wir in dieser Zeit erleben werden. Zugegeben, der Bericht ist doch länger ausgefallen als gedacht, aber in Anbetracht dessen, dass wir nun längere Zeit unterwegs sein werden, werdet ihr uns das hoffentlich verzeihen! J

Der nächste Blog wird dann wohl von den Kanaren kommen. Bis bald…

Die Auslandschweizer